Gereon
Zll
Köln.
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Da eine kirchliche Verbindung beider geistlichen Stifter
nicht Wohl denkbar ist, da auch die Rheinlande, aus denen
der Meister von St. Georg zu stammen scheint, kein Ge-
bäude enthalten, welches eine Vermittelung bilden könnte,
S0 bleibtnichts übrig, als auch hier bei den oberen Theilen
der Kirche das Hinzutreten eines Meisters anzunehmen, der
iIl Frankreich und namentlich an jener Kathedrale Studien
gemacht hatte. Wahrscheinlich kannte er aber auch an-
dere französische Kirchen, wie dies die grosse Fensterrose
an der Fagade, deren die Kathedrale von Noyon entbehrt,
anzudeuten scheint.
In den Rheinlanden finden wir die erste Spur der
Kenntniss des französisch-gothischen Styles an dem zehn-
eckigen Theile der Stiftskirche St. Gereon zu Köln, der
auf den Fundamenten eines älteren, Wohl noch aus römi-
scher Zeit stammenden Baues in den Jahren 1212 bis
1227 aufgeführt wurde i). Er hat nämlich schon hohe,
spitzbogige und zweitheilige Fenster mit einer maasswerk-
artigen Durchbrechung des Bogenfeldes und frei aufstei-
gende, durch einen Bogen die Kuppel stützende Strebe-
pfeiler, beides Neuerungen, denen wir hier zum ersten
Male auf deutschem Boden begegnen, die aber hier noch
völlig vereinzelt neben den fächerförmigen Fenstern, den
wiederholten Rundbogenfriesen, der Zwerggallerie mit dem
Plattenfriese und anderen Details des rheinischen Styles
erscheinen. Das Gebäude gehört daher auch ungeachtet
jener gothischen Elemente in seinem Totaleindrucke noch
ganz diesem Style an. Ohne Zweifel hatte nur die schwie-
rige Aufgabe, eine so grosse und hohe Kuppelwölbung
"Ü Vgl. v. Quasi: in den Jahrh. der rhein. Alterthumsfreunde Heft
XIII, S. 168, und die daselbst S. 184 angeführte alte Nachricht, welche
das Jahr 1297 als das der Vollendung des Gewölbes ausser Zweifel
setzt. Sonstige Nachrichten und Abbildungen bei Boisseree, Nieder-
rhein. s. 34 und Taf. 61 rr.