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Erste
Spuren
50th
Styles
in
Deutschland.
im Jahre 1212 dem Dienst übergeben wurde, und der Bau
zu Magdeburg höchst Wahrscheinlich nicht unmittelbar nach
dem Brande von 1207, sondern erst nach mehrjährigen
Vorbereitungen begann, so ist eine Einwirkung des fran-
zösischen Gebäudes der Zeit nach vollkommen möglich.
Freilich finden sich aber auch nicht bloss in den feineren
Details, sondern schon in der Ausbildung des Grundplanes
vielfache Abweichungen. Die Pfeiler, Welche die fünfsei-
tige Wand des oberen Chores stützen, sind zwar in Mag-
deburg völlig wie in Soissons gestellt, nämlich die vier
östlichen näher aneinander gerückt, die beiden westlichen
Weiter abstehend; aber es sind nicht wie dort Rundsäulen,
sondern eckige Pfeiler, auf der Fronte mit Bündeln von
Gewölbdiensten, auf den drei anderen Seiten mit einzelnen
Halbsäulen besetzt und so kräftig gebildet, dass sie noch
an den durch feste Mauern begränzten Polygonschluss er-
innern. Auf den Kapitälen der Mittelsäulen sind verjüngte
Säulenschäfte von polirtem Granit gestellt, die wohl aus
dem älteren Bau herrühren und dieser Stelle noch einen
mehr dem älteren Style entsprechenden Charakter geben.
Die Kapellen sind im Inneren unter den Fenstern halbkreis-
förmig gebildet und erst oben dreiseitig; sie werden nicht
durch keilförmige Strebepfeiler, sondern durch breite, im
Inneren mit rohen Bruchsteiilen ausgefüllte und nur äus-
serlich mit Hausteinen bekleidete Mauermassen begränzt,
welche allerdings wohl geeignet sind, die Last der Gal-
lerie und des Oberschiifes zu tragen, aber diesen Dienst
noch nicht mit Leichtigkeit leisten. Das Rippengewölbe
der Kapellen entspricht im Ganzen den frühgothisehen fran-
zösischen Kirchen; der Chorumgang ist noch mit glattem
und rundbogigem Kreuzgewölbe bedeckt. Alles dies be-
weist, dass der Meister noch an romanischer Formbildung
hing oder mit der Kraft des Strebesystems und den Vor-