468
Erste
Spuren
goth.
Styles
in
Deutschland.
dass unsere Meister auch die Fortschritte des Nachbar-
landes, wenn sie mit ihnen bekannt wurden, benutzten,
und dass der französische Styl, der jedenfalls den Vorzug
grösserer Consequenz hatte, allmälig mehr und mehr Ein-
fluss gewann. Dies geschah aber nicht, Wie man vermu-
then könnte, in der Weise, dass er zuerst über die West-
lichen Gränzerl Deutschlands eindrang und dann langsam
weiter ilach Osten vorschritt. Vielmehr tauchen schon
ziemlich früh Anklänge an französische Form an verschie-
denen, von einander entfernten Stellen auf, und erst später
entstehen Werke, welche eine vollständigere Kenntniss des
ganzen gothischen Systems verrathen. Die Mittheilung
geschah also nicht vermöge der Berührung benachbarter
Gegenden, sondern durch einzelne wandernde Bauleute,
welche, zufällig oder schon durch den Ruf der französi-
schen Schule bestimmt, sie an der Quelle kennen gelernt
hatten und bei ihrer Rückkehr das Erlernte mit grösserer
oder geringerer Accomodation an deutsche Gewohnheiten
in Anwendung zu bringen suchten.
Schon die erste Spur eines solchen französischenEin-
flusses treffen wir nicht am Rheine, sondern fern von den
Gränzen, an der Elbe und zwar am Dome zu Magde-
burg. Eine Feuersbrunst, welche im Jahre 1207 die äl-
tere, vielleicht noch aus der Stiftungszeit unter Otto dem
Grossen her-stammende Kirche einäscherte, veranlasste einen
Neubau, der im Jahre 1234 zur Vollendung des Chores
führte. Die Details dieses Chores, mit dem wir uns hier
allein beschäftigen, da der Bau des Langhauses späterer
Zeit angehört, entsprechen im Ganzen dem deutschen
Uebergangsstyle; im Inneren Ringsäulen, Kelchkapitäle mit
conventionellem oder knospenförmigem Blattwerk oder mit
jener üppigen, Würfelartigen Ausladung, im Aeusseren
facettenartig ausgearbeitete Rundbogenfriese. Alle diese