Siebentes
Kapitel.
Der
deutsche
frühgothische
Styl.
wie wir gesehen haben, zeigt der deutsche Uebergangs-
styl im Ganzen, ausser der Anwendung des Spitzbogens
und des Rippengewölbes, keine bestimmte Hinneigung zu
den Tendenzen des eigentlich gothischen Styles. Strebe-
pfeiler kommen zwar hin und wieder, aber von geringem
Umfange und an untergeordneten Stellen, Strebebögen fast
nur an einigen Cistercienserkirchen und als schwache Ver-
suche vor, der Gedanke eines durchgeführten Strebesystems
scheint noch ganz unbekannt. Statt des Kapellcnkranzes
ist die einfache Polygonnische, statt der Säule oder des
kantonirten Rundpfeilers der Pfeiler viereckigen Kernes,
statt der kühnen, auf die einzelnen G-evrölbgurte berech-
neten Dienste die hoch hinaufsteigende Halbsäule noch
immer wie in den älteren romanischen Gewölbebauten an-
gewendet. Indessen finden wir in einzelnen Fällen schon
im ersten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts, anfangs
seltener, nachher häuliger Formen, die nach Frankreich
hinweisen. Da man einmal den Weg ruhigen Beharrens
bei den überlieferten Localformen verlassen und den des
Suchens und Strebens, des Erlindens und der Aneignung
fremder Erfindungen betreten hatte, kann es nicht anfallen,
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