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Deutscher
Uebergangsstyl.
die decorativen Formen des rheinischen Styles sich weithin
verbreitet hatten, linden wir auch am Rheine einzelne Bauten
strengerer Richtung, wie beispielsweise die schon erwähnte
Stiftskirche zu Gerresheim bei Düsseldorf und die St. Cu-
nibertskirche zu Köln, die ich weiter unten als ein Beispiel
später Beibehaltung des Rundbogenstyles anführen werde.
Ein festes Princip, aus dem sich ein völlig neuer Styl
consequent entwickeln konnte, war freilich überall nicht
gegeben; eine vorherrschende Schule entstand nicht. Deutsch-
land hatte eben keine Centralgegend, in welcher die Nach-
richten aus den Provinzen zusammenströmten, in der sich
die Uebung rascher Combination, der Geist systematischen
Fortschrittes ausbilden konnte. Jeder einzelne Meister war
auf sich selbst, auf seine Fähigkeiten, auf die Kenntnisse
beschränkt, Welche sein Lerneifer ihm verschaffte, zu wel-
chen ihm Gelegenheit geworden war. Aber gerade diese
Lage der Dinge gewährte dem strebenden Architekten eine
Fülle von Mitteln, wie die Kunst sie kaum je besessen,
und welche, von geschickter Hand und in maassvoller Hal-
tung angewendet, sehr bedeutende Leistungen gestattete.
Wer die Münster von Bonn und Bamberg, die Vorhallen
von Kloster Laach und Maulbronn oder auch nur manche
andere der erwähnten Bauten gesehen hat, wird es bc-
greiflich finden, dass viele der Zeitgenossen an diesen rei-
chen, belebten und individuellen Formen hingen und keine
Aenderung wünschten.