Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Verbreitung 
der 
strengeren 
Richtung. 
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zwar nicht nachzuweisen, wohl aber darf man einen gei- 
stigen Einfluss annehmen, den der allverbreitete Orden und 
die aus allen Gegenden Deutschlands stammenden Kolo- 
nisten der wendischen Länder vermöge ihrer verwandten 
strengen sparsamen und militärischen Richtung in Weiteren 
Kreisen ausübten und der eine Reaction gegen die Pracht 
der spätrornanischen Zeit und eine Vorliebe für einfache 
und selbst spröde Solidität hervorbrachte. Es ist nicht zu 
vergessen, dass nicht bloss die Städte, die immer mehr 
aufbliiheten, sondern auch die Verhältnisse der deutschen 
Territorialherren, Welche die Entfernung der Kaiser nutzten 
um ihre Hausmacht zu begründen, einen bürgerlich spar- 
Samen Sinn beförderten, der jener strengen Richtung ver- 
wandt war und auch zu architektonischer Einfachheit nei- 
gen mochte. 
Allein diese Reaction War doch nur eine vorüberge- 
hende Strömung; sobald der erste Eifer für jene neuen 
constructiven Formen vorüber war und man sie mit grös- 
serer Leichtigkeit handhabte, lebte auch die Neigung für 
mannigfaltigen und individuellen Schmuck wieder auf. Aber 
sie äusserte sich nun in anderer Weise, als bisher, man 
mochte fühlen, dass die halbkreisförmigen concentrischen 
Archivolten und die vollen Linien der romanischen Archi- 
tektur mit dem bereits vorherrschenden Spitzbogen nicht 
Wohl übereinstimmten, man nahm daher die schlankeren 
Decorationsformen des rheinischen Styles auf, und wandte 
die Ringsäule, den Kleeblattbogen, gebrochene Linien aller 
Art, und zwar in einer Weise an, welche eine Herleitung 
von rheinischen Bauten nicht wohl bezweifeln lässt. Der 
Georgenchor des Domes zu Bamberg mit seiner fünfsei- 
figen Apsis, mit den reich gegliederten und gedrängten 
Fenstern und mit der Zvsrerggallerie erinnert an die ältere 
Concha des Münsters zu Bonn, die östlichen 'l'hürme die-
	        
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