Verbreitung
der
strengeren
Richtung.
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zwar nicht nachzuweisen, wohl aber darf man einen gei-
stigen Einfluss annehmen, den der allverbreitete Orden und
die aus allen Gegenden Deutschlands stammenden Kolo-
nisten der wendischen Länder vermöge ihrer verwandten
strengen sparsamen und militärischen Richtung in Weiteren
Kreisen ausübten und der eine Reaction gegen die Pracht
der spätrornanischen Zeit und eine Vorliebe für einfache
und selbst spröde Solidität hervorbrachte. Es ist nicht zu
vergessen, dass nicht bloss die Städte, die immer mehr
aufbliiheten, sondern auch die Verhältnisse der deutschen
Territorialherren, Welche die Entfernung der Kaiser nutzten
um ihre Hausmacht zu begründen, einen bürgerlich spar-
Samen Sinn beförderten, der jener strengen Richtung ver-
wandt war und auch zu architektonischer Einfachheit nei-
gen mochte.
Allein diese Reaction War doch nur eine vorüberge-
hende Strömung; sobald der erste Eifer für jene neuen
constructiven Formen vorüber war und man sie mit grös-
serer Leichtigkeit handhabte, lebte auch die Neigung für
mannigfaltigen und individuellen Schmuck wieder auf. Aber
sie äusserte sich nun in anderer Weise, als bisher, man
mochte fühlen, dass die halbkreisförmigen concentrischen
Archivolten und die vollen Linien der romanischen Archi-
tektur mit dem bereits vorherrschenden Spitzbogen nicht
Wohl übereinstimmten, man nahm daher die schlankeren
Decorationsformen des rheinischen Styles auf, und wandte
die Ringsäule, den Kleeblattbogen, gebrochene Linien aller
Art, und zwar in einer Weise an, welche eine Herleitung
von rheinischen Bauten nicht wohl bezweifeln lässt. Der
Georgenchor des Domes zu Bamberg mit seiner fünfsei-
figen Apsis, mit den reich gegliederten und gedrängten
Fenstern und mit der Zvsrerggallerie erinnert an die ältere
Concha des Münsters zu Bonn, die östlichen 'l'hürme die-