Dom
Zll
Naumburg.
449
tale
Theile
ZU
verwenden.
Noch
deutlicher
ist
die
schmacksveränderung an dem in das südliche Kreuzschiff
der Kirche führenden grossen Hauptportale. Es ist spitz-
bogig und stark vertieft, mit je fünf Säulen zwischen vor-
springenden Ecken und entsprechender Gliederung der Ar-
chivolten, hat aber dieser reichen Anordnung ungeachtet
nicht mehr den plastischen Schmuck der Stämme und Bö-
gen, den man im romanischen Style liebte, sondern wirkt
nur durch den Wechsel von Licht und Schatten in schon
tiefer unterhöhlter Profilirung der Bögen. Diese Behand-
lung zeigt ein Bestreben nach Consequenz und Vermei-
dung überflüssigen Schmuckes, welches der Frühzeit des
gothischen Styles überall eigen ist und den bewussten Ge-
gensatz gegen die decorative Tendenz des spätromanischeil
Styles bildet. Dies Portal steht daher in Beziehung auf
das sich darin äussernde Stylgefühl dem Westchore näher
als den Details des Schiffes, und man kann aus den For-
men schliessen, dass es als letzte Arbeit den mehrere Jahr-
zehente vorher begonnenen Bau des Langhauses beendigt
habe und nur wenige Jahre, vielleicht ein Decennium, der
Begründung des westlichen Chores vorhergegangen sei.
Eine neuerlich aufgefundene Nachricht gestattet es sogar,
den Tag der Weihe des Langhailses, wenigstens mit
grosser Wahrscheinlichkeit, anzugeben, und auf den Peter-
und Paulstag (den 29. Juni) 1242 zu setzen
Eine Bestätigung für die angenommene Bauzeit des
Kirchenschitfes giebt uns die ehemalige Kirche des Klo-
"Ü Auch diese Nachricht verdanken wir der Thätigkeit des Herrn
V- Quast, welcher sie im Deutschen Kunstblatt 1855, S. 202 bekannt
gemacht hat. Sie gründet sich zwar unmittelbar nur auf handschrift-
liche Notizen der Küster und zwar des vorigen Jahrhunderts, ist aber
von diesen mit solchen Details gegeben, und wird durch manche Ne-
benumstände so sehr unterstützt, dass sie ohne Zweifel aus Urkunden
oder älteren Traditionen herstammen muss.
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