Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Weitere 
Verbreitung 
des 
Uebergangsstyles. 
schon im entschiedenen gothischen Style, während im 
Langhause die romanischen Elemente verwalten. Aber wir 
wissen überhaupt, dass diese Aenderung des Styles oft 
sehr plötzlich eintrat, und wir sehen auch schon an ein- 
zelnen Theilen des Langhauses, dass man sich Während 
der Bauzeit mehr und mehr zu gothischer Behandlung hin- 
neigte. In der Vorlage des Ostchores findet sich auf jeder 
Seite eine in die Nebenräume führende Thür mit Säulen 
und einer rund profilirten Archivolte; die eine dieser Thüren 
ist rundbogig, die andere bei gleicher Gliederung und Ka- 
pitälbildung spitzbogig. Sie zeigen uns also den Moment, 
WO man begann, den Spitzbogen, der im Schilfe selbst 
nur zu den tragenden Arcaden diente, auch auf ornamen- 
wohl auf einen Neubau des zwölften oder dreizehnten Jahrhunderts be- 
ziehen kann, da die Bauten dieser Zeit seltener durch die Gaben mäch- 
tiger und nahmhafter Wohlthäter, als durch Ablassbriefe, kleine Bei- 
steuern und regelmässige Einnahmen des Kapitels bestritten wurden. 
Bischof Dietrich spricht ferner nur von der Vollendung des 
Baues (consurnare voluit episcopus  totius operis consumatio), nicht 
von einer amplificatio oder dergleichen. Er gebraucht jenes Wort wie- 
derholt, und zeigt dadurch, dass es nicht ein unvorsichtig gewähltes, 
sondern das angemessene gewesen ist. Dies lässt aber voraussetzen, 
dass es sich nicht von der Anfügung des westlichen Chores an ein seit 
200 Jahren bestehendes Gebäude handelte, sondern von einem augen- 
scheinlich unvollendeten, der Vollendung bedürfenden, noch bei Men- 
schengedenken unterbrochenen Bau. Auf einen solchen deuten dann 
auch die ebenfalls von Lepsius citirten Urkunden des Bischofs Engel- 
hard vom Jahre 1223, nach welchen derselbe von den Klöstern Pforta 
und Bosan Zahlungen ad ecclesiae aedificiae instauranda und ad opus 
fabricae ecclesiae nostrae stipulirt. Allerdings ist in der zweiten Ur- 
kunde ausgesprochen, dass das Geld zum Kapitelsaale und Dormito- 
rium verwendet werden solle, und die Worte ad ecclesiae aedificia 
mögen zweideutig sein und sowohl auf die Kirche selbst als auf ihre 
Nebengebäude bezogen werden können. Allein immerhin geht doch 
aus diesen Urkunden eine Bauthätigkeit hervor, und es ist wohl denk- 
bar, dass gerade die dringend nothwendige Herstellung der klösterlichen 
Localitäten den Bau der Kirche selbst unterbrochen hat, bis Bischof 
Dietrich seine Vollendung übernahm.
	        
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