444
Weitere
Verbreitung
des
Uebergangsstyles.
Aufgabe der Herstellung eines Gewölbebaues den Meister
ganz in Anspruch nahm und ihn abhielt, auf feinere For-
men zu denken. Die Pfeiler sind regelmässig aus vier-
eckigem Kern gebildet, die schwächeren mit Halbsäulen
auf allen vier Seiten, die stärkeren unter den Scheidbögen
mit einer Pilastervorlage, unter den Gewölben der Schiffe
mit einem Bündel von drei kräftigen hoch hinaufsteigenden
Diensten. Die Basis hat steile attische Form und Eck-
blätter, das Kapitäl, das gesimsartig um den Pfeiler her-
umläuft, die Gestalt eines unverzierten Wulstes, dem do-
rischen Echinus ähnlich, mit einer reich aber roh profilirten
Deekplatte. Die Seheidbögen sind spitz, aber wie früher
in einigen rnndbogigeil sächsischen Kirchen namentlich in
Driibeek und Ilsenburg, paarweise durch einen grösseren,
die stärkeren Pfeiler verbindenden Bogen überspannt, ohne
Zweifel behufs Erleichterung der unteren und Verstärkung
der oberen Mauer. Die rundbogigeil Oberliehter stehen
paarweise, aber unverbunden unter jedem Gewölbe. Die
Profile der Gewölbgurten sind schwer, eckig und mit
Rundstäben eingefasst. Die sehr reiche westliche Vorhalle
lässt zwei verschiedene Bauperioden erkennen, eine Anlage
im Uebergangsstyle und eine spätere Aenderung, bei wel-
cher das reiche, mit Ringsäulen besetzte Portal hinzuge-
kommen ist und die rundbogigen Fenster in kleeblattför-
mige oder spitze verwandelt sind. Wir Wissen, dass
Landgraf Konrad, der nachherige Hoehmeister des deut-
schen Ordens, im Jahre 1238 die Kirche behufs Herstel-
lung der im Kriege entstandenen Beschädigungen, be-
schenkte iii]; ohne Zweifel rührt aus dieser Herstellung die
4') Chronicon Erfordiense bei Böhmer, Fontes rer. germ. II, 399.
Von einer gänzlichen Zerstörung der Kirche ist offenbar nicht die Rede;
es wird zwar im Allgemeinen von einem Brande der Kirchen von Fritzlar
gesprochen, aber es wird als Hauptfrevel die Zerstreuung der Hostien
auf dem Boden der Kirche angeführt.