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Cistercienserkirchen.
Kapellen, welche jedoch auf der Ostseite des Kreuzes nicht
ganz fehlen. Die neunzehn Jahre jüngere Cistercienser-
Nonnenkirche Sion zu Köln schliesst dagegen mit einfacher
runder Nische. Im östlichen Deutschland werden um diese
Zeit die polygonförmigen Chöre auch an diesen Kloster-
kirchen gebräuchlich, so an den schon erwähnten zu Col-
batz und Oliva und an den noch zu erwähnenden zu Pforta
und zu Choryn, während die zu Lehnin eine halbkreis-
förmige Concha hat. Bald kam nun aber auch, wie dies.
schon in Longpont in der Picardie geschehen war, die
reiche Form des Kapellenkranzes auch an den Cistercien-
serkirchen in Aufnahme; wie dies die später zu erwäh-
nenden Kirchen von Marienstatt und Altenberge und die
erst in die folgende Epoche fallende von Dobberan beweisen.
Ueberhaupt verschwindet die Eigenthümlichkeit der Ci-
stercienserbauten allmälig; die ursprüngliche Scheu vor rei-
cheren Formen liess nach; die Kirchen selbst behielten zwar
einen einfacheren Charakter, aber man gestattete sich Ne-
benkapellen, V orhallen und Kreuzgänge decorativ zu schmü-
cken. Auch erhielt der locale Styl jeder Gegend jetzt grös-
seren Einfluss. Die neuen Stiftungen gingen nicht mehr
unmittelbar von Frankreich, sondern von älteren deutschen
Klöstern aus und wurden gleich anfangs durchweg mit
einheimischen Mönchen besetzt; die französischen Mutter-
klöster behielten zwar ihre hierarchische Obergewalt, aber
sie fanden es nicht mehr nöthig und angemessen, die un-
terrichteten und angesehenen deutschen Aebte auch bei Ge-
genständen des praktischen Nutzens oder der Schicklichkeit
einer speciellen Leitung zu unterwerfen. Diese waren daher
selbstständiger und folgten mehr den Gebräuchen ihres
Landes. Allerdings kam dann in architektonischer Bezie-
hung auch dazu, dass die einheimischen Gewohnheiten sich
dem Herkommen des Ordens mehr genähert hatten. Der