Riddagshausen.
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brauch der Mönche zu erhalten. Zugleich aber gab sie
mit ihren zwei stufenweise zu dem höheren inneren Raum
aufsteigenden Dächern dem Aeusseren des Chores eine sehr
ernste, dem Sinne dieses Ordens entsprechende Gestalt.
Eben so ernst und einfach ist die ganze Anordnung und
Ausstattung des Inneren. Die Dimensionen sind nicht un-
bedeutend, die allerdings unverhältnissmässig grosse Länge
270, die Breite des Querarmes 100 , die des Mittelschiffes
34, die Gewölbhöhe über 70 Fuss. Die Pfeiler sind
kreuzförmig gestaltet, unter den Scheidbögen und in den
Seitenschitfen mit einer einfachen, im Mittelschiffe mit drei-
fachen vom Boden aufsteigenden Halbsäulen. Alle Bögen
an Gewölben, Arcaden und Fenstern sind spitz, über den
eckig profilirten Scheidbögen aber ist noch nach romani-
scher Weise ein schachbrettartig verziertes Horizontalgesims
angebracht. Die Oberlichter stehen paarweise und ohne
Verzierung lmter den Scheidbögen der quadraten Gewölbe;
die Kapitale des Langhauses sind schmucklose Kelche. Im
Chöre ist Alles reicher ausgestattet. Die Oberlichter be-
stehen hier aus Gruppen nicht von zwei, sondern von drei
Fenstern unter jedem Gewölbe, und sind von einem eige-
nen, auf zwei kleinen Säulchen ruhenden Gurtbogen sehr
zierlich eingerahmt. Die Kapitäle und Consolen sind wech-
selnd und geschmackvoll verziert. An einigen der ersten
iindet sich der sonst nirgends vorkommende Gedanke, den
Uebergang des Kelches in die Deckplatte durch eine Eck-
Verzierung, ähnlich dem Eckblatte der Basis, zu vermitteln
"Ü Nur in der Kirche zu Rosheim im Elsass hat ein Säulen-
kapitäl ein ähnliches Motiv. (Ohapufs moyen age monumental nro.
312.] Da diese Kirche und dies Kapitäl aber älter sind und ein Zu-
Sammenhang zwischen Rosheim und Riddagshausen nicht denkbar ist,
S0 ist dies wieder ein Beweis, dass ähnliche Formen im Mittelalter
häufig mehrmals unabhängig entstanden und dass man aus solchen
Aehnlichkeiten nicht auf eine Herleitung schliessen darf.