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Cistercienserkirchen.
Schule, die auf diese Weise entstand, bildeten sich zwar
bestimmte bauliche 'l'raditi0nen, aber der strebende, refor-
matorische Sinn des Ordens, die Selbstständigkeit der ein-
zelnen Klöster, die schon aus Sparsamkeit gebotene Rück-
sicht auf das vorhandene Material und auf die architekto-
nischen Gebräuche jeder Gegend bewahrten sie vor scla-
vischer Nachahmung und Einförmigkeit. Die Aufgabe,
solide Formen mit angenscheinlicher Einfachheit und doch
auch mit der der Würde des Ortes zusagenden Anmuth
zu verbinden, erzeugte vielmehr ein wahrhaft künstlerisches
Bestreben, aus welchem sehr originelle, anziehende und
mannigfaltige Erlindungen hervorgingen und das fast jeder
Kirche ein eigenthümlichcs Interesse verleihet.
Unter den jetzt erhaltenen ist (lie von Bronnbach bei
Wertheim eine der ältesten und merkwürdigsten. Das
Kloster wurde im Jahre 1151 und zwar als Filiale von
Maulbronn gegründet, und erhielt sofort bedeutende Schen-
kungen der Grafen von Wertheim und des Erzbischofs
von Mainz. Ueber die Vollendung der Kirche besitzen Wir
keine Nachrichten, indessen wird man nicht fehlen, wenn
man sie bald nach 1174 setzt Es ist ein ansehnlicher
i") Nachrichten über die Geschichte des Klosters geben Mone
(Schriften des Badener Alterthums-Vereins, Karlsruhe 1849, Band II,
S. 307-386, und Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Karls-
ruhe 1851, Band II, S. 291 ff.) und Aschbach, Geschichte der Grafen
von Wertheim, 1843, im zweiten Bande. Für unseren Zweck ist aus
den vielen, von beiden mitgetheilten Urkunden zu bemerken, dass nach
einem Memoriale des um 1170 lebenden Abtes Diether von Maulbronu
(Nro. IV und IX bei Aschbaeh] der Bau des Klosters von Bronnbach,
(in den Urkunden auch Brunnebach und Burnebach genannt] im Jahre
1157 begann. Wahrscheinlich noch vor der Vollendung der Kirche
entstand indessen ein Zwiespalt im Kloster, weil der Abt Reginhard
sich in dem Streite zwischen Kaiser Friedrich und Papst Alexander III.
für den ersten erklärte, obgleich der gesammte Cistercienserorden die
Partei des Papstes ergriffen hatte. Dies veranlasste Widerstand der