Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Baustyl. 
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Cistercienserkirchen, welche ich auf deutschem Boden kenne, 
haben sechzehn und darunter drei von Clairveaux abstam- 
mende den geraden Chorschluss, aber in höchst verschie- 
dener Weise, und eben so viele, sämmtlich von Morimond 
abstammende, eine halbkreisförmige oder polygonförmige 
Chornische, mehrere, allerdings erst im dreizehnten Jahr- 
hundert gebaute, sogar mit radianten Kapellen Ü. Selbst 
in der Anlage dieses bedeutungsvollen Theiles band man 
sich nicht an das Beispiel der gemeinsamen Stammmutter, 
oder des unmittelbaren Mutterklosters. 
Ueberhaupt zeigen diese Bauten zwar eine Familien- 
ähnlichkeit, aber doch wieder grosse Verschiedenheiten; 
sie sind Kinder desselben Geistes, aber dabei höchst indi- 
viduell. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Orden schon 
aus ökonomischen Gründen seine Baumeister selbst bildete; 
wir finden auch die Nachricht, dass der heil. Bernhard den 
Bruder Achard, N ovizenmeister in Clairveaux, in viele deut- 
sche und französische Klöster geschickt habe, um ihre erste 
Einrichtung und ihre Bauten zu leiten M), und eine ähn- 
liche Einwirkung auf die Bauten neuer Stiftungen werden 
auch sonst die Mutterklöster ausgeübt haben. In der 
4') Geraden Chorsehluss haben Campen, Ebraeh, Heilsbronn, 
Eherbach im Rheingau, Loccum, Marienthal, Riddagshausen, Amelunx- 
born, Maiienfeld, Arnsberg, Hude, Rode, Salem und das allerdings 
erst in der folgenden Epoche entstandene Pelplin; halbkreisförmigen 
oder polygonen die Kirchen von Zinna, Heisterbaeh, Dobrilugk, Brenn- 
bach, Ottersberg, Colbatz, Oliva, Marienstatt, Pforta, Altenberg, Wal- 
kenried im Harze, Lenin, Choryn, Doberan, Sion in Köln, zu welchen 
ich noch die von Maulbronn und Bebenhausen rechne, obgleich sie 
jetzt geraden Chorschluss haben, da sich an beiden Spuren der frü- 
heren Anlage einer halbkreisförmigen Chemische finden. Radiante Ka- 
pellen haben die Kirchen von Marienstatt, Altenberge und Dobberan; 
die beiden ersien werden im folgenden Kapitel, die dritte erst in der 
folgenden Epoche ausführlich besprochen werden. 
w] Jongelinus a. a. O. und zwar im Manipulus Hemmerodensis, 
Tit. XII, p. '21.
	        
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