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Historische
Einleitung.
Sie unterscheiden sich nur, indem diese auf das Allgemeine
gerichtet, den bleibenden, tieferen Zusammenhang, die
Spiegelung des göttlichen Wesens in der Natur, zu schauen
strebt, jene am Einzelnen haftend ein plötzliches, sinnliches
Eingreifen der höheren Mächte in den Weltlauf voraus-
setzt. Beide beruhen auf einer tieferen Wahrheit; denn
gewiss sind Spuren des göttlichen Geistes in den allge-
meinen Einrichtungen der Natur und göttliche Fügungen
in den menschlichen Schicksalen vorhanden. Sie gestalten
diese Wahrheit allerdings similich und einseitig, aber um
so lebendiger. Sie lassen sich nicht Zeit, Erfahrungen
über die Wirkliche Beschaffenheit der Natur lllld über die
WVirksamkeit des göttlichen Einflusses zu sammeln, aber
sie werden auch durch diese Arbeit nicht gehemmt, ver-
lieren sich nicht im Einzelnen, sondern fassen die Wesent-
liehen Züge mit frischem Blicke, wenn auch nicht ohne
subjective Willkür auf. Sie gerathen dabei in Irrthilmer,
aber diese Irrthülner sind entschuldbar und unvermeidlich,
weil der Augenblick drängt, weil man zum täglichen Irlan-
deln eine Vorstellung von dem Verhältnisse göttlicher und
menschlicher Dinge haben muss, weil man das langsame
Reifen der Erfahrung nicht abwarten kann. Die Fehler,
die wir zugestehen müssen, sind wiederum Fehler der
Jugend, und werden durch die Vorzüge der Jugend auf.
gewogen. Denn derselbe feste Glaube, welcher voreilig
Zeichen und Wunder annahm, gab auch den festen Boden
für die Ausführung kräftiger Thatcn, für die Entwickelung
freier und mannigfaltiger Charaktere, für genossenschaft-
liches Wirken. Man grübelte und zweifelte nicht, hielt
sich nicht bei dem Untergeordneten und Zufälligen auf,
sondern griff kühn und ohne Aufenthalt nach dem Höchsten.
Jene Nichtbeachtung der Natur, die bei beschränkten Per-
sonen zu thörichter und schädlicher Leichtgläubigkeit aus-