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Cistercienserkirchen.
füglich in der Nähe des im westlichen Theile der Kirche
versammelten Volkes geschehen und erforderte die Anbrin-
gung vieler gesonderter und abgelegener Kapellen. Man
zog daher die ersten Abtheilungen des Langhauses zum
Chordienste hinzu, behielt mithin das Kreuzschitf geschlos-
sen und legte entweder hier oder an dem Chore selbst jene
Kapellen an. Dabei wurde aber die bei den Cluniacenser-
klöstern und an den Kathedralen gebräuchliche Anlage des
reichen, radianten Kapellenkranzes als zu künstlich und
prachtvoll anfangs verschmäht; man hatte vielmehr eine
Vorliebe für den rechtwinkeligen Chorschluss, als für die
schlichteste Art, und suchte jenes Bedürfniss vieler Ka-
pellen mit der gewohnten Einfachheit zu vereinigen. Dies
erzeugte mannigfaltige Formen, von denen aber keine zur
Vorschrift oder maassgebenden Regel erhoben wurde, so
dass auch der halbkreisförmige Schluss und im dreizehnten
Jahrhundert selbst der volle Kapellenkranz häufig ange-
wendet wurde. Schon die ersten Mutterklöster wichen in
dieser Beziehung von einander ab; Citeaux schloss recht-
winkelig mit einem niedrigen, gleichfalls rechtwinkeligen
Umgange, Clairvaux und Pontigny halbkreisförmig mit
neun, aber lllßllll polygonförmig hervortretenden, sondern
gleichfalls einen Halbkreis bildenden Kapellen, zu welchen
zwei rechtwinkelige Kapellen auf der Ostseite jedes Kreuz-
armes kamen Morimond, im Anfange dieses Jahrhun-
fasser der Brevis notitia Monasterii B. M. V. Ebracensis (Romae1739),
jedenfalls ein Cistercienser, erklärt S. 34 diese Kapelleuanlage: ea
commoditate, ut si qui secretius orare velint aut celebrare Sacerdotes,
a nullo prorsus conspiciantur.
g) Grundrisse oder Ansichten aller drei Kirchen bei Violet-le-Due
a. a. O. S. 270, 267, 272. Die Kirchen von Citeairx und Clairveaux
existiren nicht mehr, die von Pontigny soll von fast puritanischer Ein-
fachheit sein. Von den Formen und dem Bestehen von 1a Ferte habe
ich keine Kunde.