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Die
Cistercienser.
rakter des Uebergangsstyls, und zwar eines sehr strengen
und ernsten. Nur in einzelnen Fällen sehen wir auch hier
das Bestreben, zierlichere Formen zu erlangen. An der
Kirche _zu Colbatz erscheint dies noch in sehr bescheidener
Weise, am Dome zn Cammin dagegen zeigt das roma-
nische Portal schon und zwar in Stuck gebildete Blatt-
kapitäle und Bankengewinde.
Aber auch ausserhalb der Wohnsitze des niedersäch-
sischen Stammes waren inzwischen an vielen Stellen des
deutschen Bodens Gebäude entstanden, welche von dem
romanischen Style abwichen und gewisse Elemente des
gothischen Styles annahmen, dabei aber sowohl von den
französisch-gothischen Bauten als von denen des rheini-
schen Uebergangsstyles sich wesentlich unterschieden, und
eine grosse Einfachheit, man kann fast sagen, zur Schau
trugen. Es sind dies die Kirchen des Cistercienser-
ordens "Q, auf deren Eigenthümlichkeiten ich schon wie-
derholt gelegentlich hingewiesen habe. Die Heimath dieses
abweichenden Styles wie des Ordens selbst war zwar
Frankreich, er zeigt sich aber nirgends so bedeutsam, als
in Deutschland, und hier scheint daher die geeignete Stelle
von ihm ausführlicher zu sprechen, obgleich wir zu diesem
Zwecke nach Frankreich zurückblicken müssen.
Der Orden entstand bekanntlich aus dem Wunsche nach
einer Reform des Klosterwesens. Er ging von Cluny in
Auf die Eigenthümlichkeiten der Cistercienserbauten haben
bereits Lübke im Organ für christliche Kunst 1853, Nro. 1 ff., v. Quast,
daselbst Nro. 7, und endlich Violet-le-Duc a. a. O. aufmerksam ge-
macht. Historische Nachriehten über den Orden und seine einzelnen
Klöster finden sich am vollständigsten bei Manrique Annales Ordinis
Cisterciensis, und (mit besonderer Ausführlichkeit und Zuverlässigkeit
für die deutschen Klöster) bei Jongelinus, Notitia Abbatiarum Ordinis
Cist., Colon. 1640.