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Nordöstliches
Deutschland.
der aber schon ursprünglich auf solche angelegt war. Er
ist eine genaue Kopie des Braunschweiger Domes mit den
durch das Ziegelmaterial bedingten Aenderungen d), und
stimmt wiederum mit dem Dome von Roeskilde auf der
Insel Seeland sehr nahe überein. Andere Beispiele früher
Wölbung in dieser Gegend sind die Kirche zu Gade-
busch mit spätgothischem Chore, aber völlig rundbogigem
und merkwürdiger Weise aus drei gleichhohenlund breiten
Schiffen bestehenden Langhause M), die Kirche zu Viet-
lübbe bei der genannten Stadt, welche die Gestalt eines
gleicharmigen griechischen Kreuzes hat Md), und die zu
Schlagsdorf bei Ratzeburg, deren Gewölbe auf Säulen
ruhen und deren etwas jüngerer Chor polygonförmig
schliesst Wir sehen auch hier, dass der Ziegelbau
zu mannigfaltigen Versuchen führte. Die Kirche zu Neu-
kloster, gegründet 1219, und die ungefähr gleichzeitige
zu Bruel beide einschiffig und mit geradem Chor-
schluss, zeigen auch den Spitzbogen, und zwar nicht bloss
an den Gewölben, sondern auch an den Fenstern, jedoch
nur schwach angedeutet und fast wie zufällig entstanden.
Ueberhaupt ist die Zahl früher Backsteinkirchen, meistens
schon mit Anwendung des Spitzbogens, im Mecklenbur-
1') Lisch, Jahrbücher für mecklenburgische Geschichte VII (Jah-
resbericht des Vereins S. G1] und XI, 420. F. v. Quast, a. a. 0. S.
2-12, setzt in Folge seiner schon oben erwähnten Ansicht über die
späte Ueberwölbung des Domes zu Braunschweig auch den Dom zu
Ratzeburg erst in das dreizehnte Jahrhundert.
H] Lisch a. a. O. III, 125, und VII, 65. Ich kenne die meck-
lenburgischen Kirchen nicht aus eigener Anschauung, und muss es da-
hingestellt sein lassen, oh die ihnen von Lisch gegebenen Daten sich
bewähren.
1,141) Daselhst IV, 82, und VII, 65.
1-) Daselbst VII, 63.
ff) Daselbst VII, 75, und III, 147. Vgl. auch Lisch in der
Zeitschrift für Bauwesen 1852, S. 313.