Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Die 
Kirche 
Harluxxgerberge 
bei 
Brandenb. 
401 
jeder Seite mit einer halbkreisfirmigen Concha, die im 
Altarraume noch durch drei kleinere daran angebrachte Ni- 
schen erweitert war. Vier mächtige Pfeiler bildeten im 
Inneren neun, durch Kreuzgewölbe überdeckte Felder von 
verschiedener Grösse, und waren theils durch runde, theils 
durch spitze Bögen verbunden. Ueber den vier quadrati- 
schen Eckgewölben und neben der den Mittelraum bede- 
Ckenden Kuppel stiegen vier Thürme auf. Gekuppelte 
rundbogige Fenster beleuchteten das Innere," die Aussen- 
wand war mit Lisenen und dem einfachen Rundbogenfriese 
Verziert. Die ganze Erscheinung erinnert an byzantinische 
Oder an karolingische unter byzantinischem Einfiusse ent- 
standene Anlagen, und hat dazu beigetragen, der Behaup- 
tung eines freilich erst im sechzehnten Jahrhundert leben- 
den Schriftstellers, dass sie schon unter Kaiser Heinrich I., 
Graecorum more, nach griechischer Weise, erbaut sei, auch 
bei neueren Schriftstellern Eingang zu verschaffen. Nach 
der glaubhaften Angabe der von Kurfürst Friedrich I. 1443 
über die Gründung des Schwanenordens erlassenen Urkunde 
ist die Kirche indessen erst von dem Wendenfürsten Pri- 
bislav in den Jahren 1136 bis 1142 gestiftet, und vielleicht, 
was wir beim Mangel eigener Anschauung nicht näher 
prüfen können, später vollendet oder verändert. Sie giebt 
daher keinesweges den Beweis byzantinischer Einwirkung, 
sondern nur einen Beleg dafür, dass der Ziegelbau sehr 
frühe sich eigenthümlichen Formen und der Wölbung zu- 
neigte e) 
Jedenfalls war diese ungewöhnliche Anlage keinesweges 
maassgebend für die anderen Bauten dieser Gegend, welche 
vielmehr sich ganz einfach, soviel es das Material gestat- 
 Abbildungen bei Büsching, 12m9 durch einige Münster (1819) 
54, und in v. Stillfried, der Schwanenorden (zweite Ausgabe 1846) 
2' vgl. v. Quasi: a. a. O. 
V- 26
	        
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