Die
Gegenden
des
Ziegelbaues.
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einandergelegten und sich durchkreuzenden Bogenreihen
bildete. Dieselbe Form haben wir in England kennen ge-
lernt, sie iindet sich aber auch in der ilombardischen Ebene,
und ist gewiss nicht, wie man annehmen "könnte, auseiner
dieser entfernten Gegendenin die andere übergegangen,
sondern überall selbstständig, aber aus gleicher Ursache
entstanden. Sie hatte überall den Zweck, den Mangel
kräftiger plastischer Ornamente durch reicher gebildete flache
zu ersetzen. In England war dieser Mangel eine Folge
des einheimischen Geschmackes, in der Lombardei aber
bediente man sich, wie in unserem deutschen Norden, der
Ziegel, welche freie Plastik versagten, dafür aber, sobald
man Formsteine zu bilden gelernt" hatte, die Ausführung
reicherer Linienornamente ohne grosse Anstrengung ge-
statteten
Einige der Formen, welche in anderen Gegenden den
Uebergangsstyl eharakterisiren und dem gothischen Style
verarbeiteten, kamen hier ziemlich früh in Aufnahme. Die
Wölbung erregte schon dadurch geringe Schwierigkeiten,
dass man nicht, wie in den Gegenden des Steinbaues, ver-
schiedener Materialien, eines stärkeren und schwereren
Steines zu den Mauern und eines leichteren in den Ge-
wölben, bedurfte, und dieselben Ziegel hier wie dort ge-
nügten. Nachdem man an den senkrechten Mauern die
verbindende Kraft des Mörtels kennen gelernt hatte, lag es
Ilühe, darüber hinauszugehen und nach der gegenüberste-
henden Mauer hin eine ähnliche Arbeit zu versuchen. Gab
es doch, um die 'l'hüröfl'nungen in
anderes Mittel als die Wölbung;
Ziegeln zu decken,
wie leicht wurde
kein
man
Ü Ausser den unten näher
Marienkirche zu Salzwedel und
Beispiele früher Anwendung des
V- Qllast a. a. O. S. 240.
beschriebenen Kirchen sind die St.
die Klosterkirche zu Neu-Ruppin
sich kreuzenden Rundbogenfrieses.