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Norddeutschland.
entlang und weiter binnenwärts bis zum Fusse der näch-
sten Berge hinziehen. Die Bewohner dieser Gegenden ge-
hören, wie die von Westphalen, dem niedersächsischen
Stamme an , sie unterscheiden sich aber von diesen inso-
fern, als sie nicht in uralten Sitzen hausen, sondem mehr
oder weniger Kolonisten sind, welche das Land den Wen-
den oder doch der unwirthlichen Natur abgewonnen haben.
Dazu kommt in baulicher Beziehung der Wichtige Unter-
schied, dass der natürliche Stein, der dort in Fülle ge-
brochen wird, in diesen Flachländern fehlt, und dass daher
grössere Banunternehmungen hier nur mit Hülfe künstlicher
Steine gedeihen konnten. In der vorigen Epoche hatten
diejenigen Theile dieses grossen Gebietes, die damals schon
zu Deutschland gehörten, in künstlerischer Beziehung noch
nichts geleistet. Sie waren zu arm, zu dünn bevölkert, zu
sehr mit der harten Arbeit, Wälder und Sümpfe in urbares
Land zu verwandeln, beschäftigt gewesen. Man hatte
daher auch die Kirchen meistens nur nothdürftig aus Holz
erbaut und in den seltenen Fällen, Wo man über reichere
Mittel verfügen konnte, mit weit hergeholten Hausteinen 4:]
in der Weise der südlicheren Gegenden gearbeitet. Sehr
bald wird man wohl auch Ziegel angewendet haben, da die
Fabrication dieses für solche Gegenden so nützlichen Ma-
terials am Rheine aus römischer Zeit her in fortwährender
Uebung geblieben und in anderen Gegenden Deutschlands
auch wenigstens versucht war Allein wie selten oder
unbedeutend diese Bauten gewesen sein müssen, ergiebt
S0 nach ausdrücklichen Zeugnissen (Fiorillo a. a. 0. lI, 107)
unter den Erzbischöfen Bezelin und Adalbert in der Mitte des elften
Jahrhunderts am Dome zu Bremen und später unter Heinrich dem Lö-
wen an dem zu Bardewyk im Lüneburgischen.
ü) Schon Bischof Bernward von Hildesheim legte im Anfange
des elften Jahrhunderts Ziegelbrennereien an. (Lateres ad tegulam, pro-
pria industria, nullo monstrante, composnit. Leibnitz Scr. I, 444.)