Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Der 
Dom 
Zll 
Paderborn. 
391 
Seiten stärkere Halbsäulen, alle mit attischer Basis und 
dem Eckblatte und von einem kurzen Kapitälgesimse um- 
geben, das mit gleichmässigem einfachem und derbem Blatt- 
werk besetzt ist. Der Chorschluss ist, wie erwähnt, in 
den meisten Fällen rechteckig, das Innere im Ganzen 
schlicht, hell beleuchtet, regelmässig, die Breitenrichtung 
vermöge der grösseren Breite der SeitenschiEe, des Fort- 
fallens oder doch der verminderten Bedeutung der Kreuz- 
schiffe und der meist nicht bedeutenden Höhe der Schiffe 
überwiegend. Der Uebelstand, der in dem Systeme der 
I-Iallenkirchen durch die grosse Masse des gemeinsamen 
Daches entsteht, ist mehrere Male dadurch beseitigt, dass 
die einzelnen Abtheilungen der SeitenschiHe eigene Giebel 
und Dächer erhalten haben. 
Dieser einfache Uebergangsstyl erhielt sich in West- 
phalen sehr lange und vermischte sich zum Theil noch 
mit den Formen des entwickelten gothischeil Styls. So 
zeigt er sich auch an dem bedeutendsten Gebäude dieser 
Gruppe, am Dome zu Paderborn  Offenbar ist er 
nicht aus einem Gusse, sondern durch die Arbeit verschie- 
dener Jahrhunderte entstanden. Das Langhaus hat wieder 
die einfache Anlage der Hallenkirchen, im Mittelschiffe fast 
quadratische Gewölbfelder, da der Pfeilerabstand etwa vier 
Fünftel der Breite beträgt, Seitenschiife von fast zwei Drit- 
teln der Breite des Mittelschilfes, Pfeiler von kreuzförmiger 
Anlage mit breitgestalteter Basis, Eckblättern und Kapitäl- 
gesimsen, ähnlich wie in Ober-Marsberg, dabei aber mäch- 
tige Fenster mit derbem, aus Rundstäben gebildetem Maass- 
werke, welches die Kenntniss des entwickelten gothischen 
Styles verräth. Der Chor ist rechtwinkelig geschlossen, 
eben so das südliche Kreuzschiff, während das nördliche 
polygonförmig mit fünf Seiten des Zwölfeckes und durch- 
Lübke 
und 
173 
Taf. 
XIII.
	        
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