Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Details. 
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Fensterpaare "mit spitzbogigen Blenden bedeckt, die zwi- 
sehen beiden auf einer Console ruhen. Die Aussenmauern 
sind mehrentheils mit Lisenen und dem Bogenfriese in 
runder oder spitzer Form ausgestattet. Die Ornamentation 
ist nicht gerade arm, oft vielmehr wild phantastisch, aber 
ohne feineres Gefühl und, besonders an der schon ge- 
nannten Höhenkirche zu Soest, imgewöhnlich derb und 
bizarr. Die Gewölbfelder sind immer von schweren, eckig 
profilirten Gurten getrennt, meistens auch mit Rippen in 
Gestalt eines derben Rundstabes versehen, die aber oft 
bloss als Zierden zum Scheine vorgelegt sind. Häufig 
sind die Wölbungen sogar kuppelförmig, aber doch mit 
Rippen in Stuck bekleidet i). Mehrere Male sind diese 
4') Dies ist in dem spätromanischen Nonnenchor der Stiftskirche 
St. Maria zu Lippstadt, wo die Rippen und der Bewurf zum Theil 
abgefallen sind, vollständig zu sehen. Aehnlich wie Violet-le-Duc 
(vgl. oben S. 63 die Anm.) und noch stärker als dieser hat sich neuer- 
lich ein anderer berühmter Architekt, Dr. Hübsch in Carlsruhe im D. 
Kunstbl. 1855, S. 186 in der Anm., für die Ansicht ausgesprochen, 
dass die Rippen „nicht aus einem constructiven Beweggrunde entstan- 
den sind, sondern lediglich eine decorative Veranlassung haben, um 
nämlich den beliebt gewordenen, vom Boden aufsteigenden vielen dün- 
nen Blendsäulen einen Scheindienst zu verleihen". Vielleicht soll da- 
mit mehr eine technische Meinung über den wirklichen Nutzen der 
Rippen, als eine historische über die Absicht der Baumeister des Mit- 
telalters ausgesprochen sein. Vom historischen Standpunkte würde sich 
dagegen einwenden lassen, dass gerade die französischen Meister des 
frühgothischen Styls keine Blendsäulen vom Boden aufführteir, sondern 
die Gewölbdienste-jehr mühsam auf den Kapitälen der Säulen anbrach- 
ten, was sich nur durch ihre Meinung von der constructiven Bedeu- 
tung dieser Dienste und der auf ihnen ruhenden Rippen erklären lässt. 
Vom technischen Standpunkte aus dürfte zu bemerken sein, dass we- 
nigstens die frei untergelegten Rippen, welche sich selbst tragen, dem 
Gewölbe als Verstärkung, oft auch als Lehrbögen dienen mussten, und 
dass in vielen Fällen (wie Violet-le-Duc es schon für die Bauten aus 
der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts bezeugt und wie es später 
oft augenscheinlich der Fall ist] die Kappen wirklich auf den Rippen 
ruhen. Einen Beweis dafür, dass die deutschen Meister vom Anfange 
des dreizehnten Jahrhunderts die Rippen nicht als eine Rechtfertigung
	        
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