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Westphälischer
Uebergangsstyl.
zu erkennen, dass die SeitenschiHe früher niedriger waren,
bei den anderen scheint ihre jetzige Höhe ursprünglich.
Bei mehreren derselben ist es erweislich, bei allen wahr-
scheinlich, dass sie im letzten Viertel des zwölften Jahr-
hunderts entstanden sind. Die Anwendung des Spitzbogens
empfahl sich hier schon dadurch, dass sie jenes unbeleuch-
tete Bogenfeld verkleinerte und dem Mittelschilfe mehr von
dem Lichte der SeitenschiHe zukommen liess. Da dies
Bogenfeld das Mittelschiff veriinsterte und die Zwischen-
sänle als Stütze der oberen Wand entbehrlich war, so
musste man wünschen, beide zu beseitigen und den Durch-
blick bis zu der Gewölbhöhe des SeitenschiHes offen zu
lassen. Dies war indessen unmöglich, so lange man neben
dem quadraten Gewölbe zwei Seitengewölbe anlegte, und
konnte nur geschehen, wenn man, von dem Herkommen
quadrater Wölbung abgehend, den länglichen und schmalen
Raum neben jedem Gewölbfelde des Mittelschilfes mit einer
Wölbung bedeckte, welche keiner mittleren Stütze bedurfte.
Dies geschah denn anfangs in sehr origineller Weise. In
einigen Kirchen (St. Maria zur Höhe und St. Thomas
in Soest, nebst den Kirchen zu Rüthen und zu Enui-
ger im Münsterlande) hat man den SeitenschiHen halbe
Kreuzgewölbe gegeben, deren Scheitelpunkt sich an das
Mittelschiff anlehnt und die, da zu den Diagonalgurten eine
von einem Wandpilaster aufsteigende mittlere Gurte hin-
zukommt, eine muschelförnlige Gestalt haben. Diese An-
ordnung ist zwar ganz zweckmässig, da dies Gewölbe
sich dem Schub der mittleren Kreuzgewölbe entgegen-
stemmt, allein sie gewährte zu sehr den Eindruck eines
Nothbehelfs, als dass man sich dabei beruhigen konnte.
Man gab daher den Seitenschiffen Tonnengewölbe mit ein-
schneidenden Stichkappen, wie sich dies unter anderen an
den Kirchen zu Balve und Plettenberg in ähnlicher