Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Westphälischer 
Uebergangsstyl. 
zu erkennen, dass die SeitenschiHe früher niedriger waren, 
bei den anderen scheint ihre jetzige Höhe ursprünglich. 
Bei mehreren derselben ist es erweislich, bei allen wahr- 
scheinlich, dass sie im letzten Viertel des zwölften Jahr- 
hunderts entstanden sind. Die Anwendung des Spitzbogens 
empfahl sich hier schon dadurch, dass sie jenes unbeleuch- 
tete Bogenfeld verkleinerte und dem Mittelschilfe mehr von 
dem Lichte der SeitenschiHe zukommen liess. Da dies 
Bogenfeld das Mittelschiff veriinsterte und die Zwischen- 
sänle als Stütze der oberen Wand entbehrlich war, so 
musste man wünschen, beide zu beseitigen und den Durch- 
blick bis zu der Gewölbhöhe des SeitenschiHes offen zu 
lassen. Dies war indessen unmöglich, so lange man neben 
dem quadraten Gewölbe zwei Seitengewölbe anlegte, und 
konnte nur geschehen, wenn man, von dem Herkommen 
quadrater Wölbung abgehend, den länglichen und schmalen 
Raum neben jedem Gewölbfelde des Mittelschilfes mit einer 
Wölbung bedeckte, welche keiner mittleren Stütze bedurfte. 
Dies geschah denn anfangs in sehr origineller Weise. In 
einigen Kirchen (St. Maria zur Höhe und St. Thomas 
in Soest, nebst den Kirchen zu Rüthen und zu Enui- 
ger im Münsterlande) hat man den SeitenschiHen halbe 
Kreuzgewölbe gegeben, deren Scheitelpunkt sich an das 
Mittelschiff anlehnt und die, da zu den Diagonalgurten eine 
von einem Wandpilaster aufsteigende mittlere Gurte hin- 
zukommt, eine muschelförnlige Gestalt haben. Diese An- 
ordnung ist zwar ganz zweckmässig, da dies Gewölbe 
sich dem Schub der mittleren Kreuzgewölbe entgegen- 
stemmt, allein sie gewährte zu sehr den Eindruck eines 
Nothbehelfs, als dass man sich dabei beruhigen konnte. 
Man gab daher den Seitenschiffen Tonnengewölbe mit ein- 
schneidenden Stichkappen, wie sich dies unter anderen an 
den Kirchen zu Balve und Plettenberg in ähnlicher
	        
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