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Westphälischer
Uebergangsstyl.
heimische Entstehung schliessen, völlig entscheidend fir
eine solche ist aber, dass wir ihre Genesis hier und nur
hier vollständig verfolgen können, sie nach mannigfaltigen
Versuchen allmälig zu der völligen Ausbildung gelangen
sehen, mit der sie in anderen Gegenden unvorbereitet und
immer erst in Verbindung mit dem gothischen Style auf-
tritt. Wahrscheinlich entstand der Gedanke anfangs aus
haushälterischer Neigung zur Benutzung des Vorhandcnen.
Wie man früher die alten Pfeilerbasiliken nicht durch neue
gewölbte Kirchen ersetzt, sondern überwölbt und dadurch
gelernt hatte, die Wölbung vorhandenem Mauenverk an-
zupassen, wollte man bei zunehmender Bevölkerung auch
den Raum luftiger machen, ohne ein ganz neues Gebäude
anzulegen, und erreichte dies durch Erhöhung und später
zugleich durch Erweiterung der Seitenschiffe. In einer
grossen Zahl von Fällen, und zum Theil in solchen, die
sehr frühzeitig scheinen, können wir dies Verfahren Wirk-
lich nachweisen, mehrere Male finden wir sogar, dass nur
ein Seitenschiff erhöhet, das andere in der alten Gestalt
gelassen ist. Es ist daher wenn auch nicht erwiesen, doch
sehr wahrscheinlich, dass solche Aenderungen dem Neubau
ähnlicher Kirchen vorhergegangen sind.
Auch bei diesen schloss man sich anfangs noch völlig
an den Basilikentypus an, und entfernte sich erst nach und
nach von demselben, als man die Vortheile und Erforder-
nisse der neuen Anordnung besser kennen lernte. Zuerst
behielt man die Grundverhältnisse der Basilika vollständig
bei, die schmale Anlage der Seitenschifle, die quadraten
Gewölbe, sogar mit Rücksicht auf den bisherigen Gebrauch
die zwischen die Gcwölbpfeiler gesetzte Arcadensäule. Die
Seitenschife hatten daher ganz dieselben Gewölbstiitzen
und Gewölbfelder wie bisher; man legte diese nur etwas
höher, wodurch denn die Säule bei gleicher Stärke schlan-