Hallenkirchen.
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und reichere Entwickelung. Die Gewölbe und theilweise
auch die Schildbögen sind rund, die Arcadenbögen spitz,
die Anlage wird daher schon einige Jahrzehente jünger
sein als die der beiden anderen Dome de). Wir sehen also,
dass die westphälischen Meister, wie die Erlinder des go-
thischen Styles, darauf bedacht waren, die Mauermassen
zu erleichtern und eben dadurch plastisch zu beleben, sie
schlugen aber den entgegengesetzten Weg ein, indem sie
der leichter gehaltenen oberen Mauer ihre Stützen im In-
neren gaben, während der gothische Styl sie nach Aussen
verlegte. Sie erlangten dadurch an der Stelle, wo sie es
versuchten, sehr schöne und harmonische Formen, aber
freilich nicht ein so fruchtbares und vielseitig anwendbares
Princip, wie es der gothische Styl besass.
Während dessen war aber eine andere, viel folgenrei-
chere Neuerung aufgekommen, die Anlage der Kirchen
mit gleichhohen Schiffen, wie man sie zweckmässig be-
nannt hat der Hallenkirchen. In Krypten, in Refectorien
und anderen Sälen, auch in kleineren Kapellen M] kannte
man die Zusammenstellung gleichhoher Wölbungen schon
längst, bei grösseren Kirchen hatte man sie, sei es aus
Anhänglichkeit an den Basilikentypus, sei es wegen der
davon befürchteten Schwierigkeiten, noch nicht angewendet.
Wir können es als gewiss annehmen, dass es zuerst in
Westphalen geschah. Nur hier finden wir diese Form
schon im romanischen Style, nur hier ist sie dem Volks-
geiste in dem Grade zusagend, dass sie die Basilikenform
im Uebergangsstyle fast ganz und im gothischen Style
völlig verdrängt. Schon diese Vorliebe lässt auf eine e_in-
Lübke
1261
236a
128.
in Paderborn, die Kirche zu Mel-
Kapelle von Ramersdorf sind schon
F?) Die Bartholomäuskapelle
verode bei Braunschweig und die
in dieser Beziehung angeführt.