Das
Münster
Zll
Bonn.
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Strebebögen, Welche in Ermangelung von Strebepfeilern
auf den starken Wandpfeilern der SeitenschiEe ruhen. Im
Innern sind die Gewölbe spitzbogig, die Arcaden noch
halbkreisförmig, aber weit und kühn geschwungen, die
Pfeiler kräftig gebildet, mit hochhinaufgehenden Diensten
im Mittelschilfe, mit Bündelsäulen auf ihren anderen Seiten.
Ueber ihnen zieht sich ein Triforium mit Rundbögen glei-
cher Höhe. Die Oberlichter bestehen unter jedem Gewölbe
aus drei halbkreisförmig gedeckten Fenstern, von denen
das mittlere höher und vor denen ein mit Säulen ge-
Schmückter Umgang angebracht ist. Das Ganze ist reich
verziert, hell beleuchtet, kräftig und würdig und theilt die
Vorzüge des gothischen Styls, ohne ihm bestimmt anzu-
gehören Das Hauptportal, in das nördliche Seitenschiff
führend, ist dagegen schon völlig frühgothisch, mit tief-
gegliedertem Spitzbogen und mit den kleineren diesem Styl
zusagenden Kapitälen. Das Langhaus der Klosterkirche zu
Sayn, deren im Jahre 1202 erbautes Kreuzschiff schon
erwähnt ist, soll dem dieses Münsters sehr gleichen M).
Andere gleichzeitige und verwandte Bauten sind die
Stiftskirche zu Gerresheim bei Düsseldorf, über deren Bau-
zeit die Nachrichten fehlen, dann das Langhaus und der als
Concha angelegte nördliche Kreuzarm der St. Andreas-
kirche zu Köln, welche nach dem Brande von 1220 er-
neuert wurden Wg), endlich das westliche Querschiff der
Apostelkirche daselbst, dessen Entstehung wahrschein-
lich sich gleich an die im Jahre 1219 erfolgte Ueberwöl-
Ü Eine gute Abbildung des Innern in Ohapugfs Moyen age mo-
numental nro. 206. Eine Aussenansicht bei Boisseree a. a. O. Taf. 56.
m") Kugler, kl. Sehr. II, 216, welcher an einer anderen Stelle
darauf hinweist, dass es Grafen von Sayn waren, welche als Pröpste
des Bonner Stiftes den dortigen Bau leiteten.
Wie dies Caesarius von Heisterbach a. a. O. lib. 10, e. 27
als Zeitgenosse erzählt. Nähere Beschreibung bei Kugler a. a. O. S. 203.