Klosterkirche
Zll
Brauweiler.
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Streben nach Reichthum und Effect paart. Die Chemische
ist mit lauggezogenen Säulchen, ähnlich wie die der Mar-
tinskirche in Köln, geschmückt und wird später als (lißSß
entstanden sein. Dagegen ist die Sculptur der Kapitäle, an
denen zum Theil kleine Figuren kariatydenartig die Deck-
platten tragen, und die Anordnung eines Triforiums mit
verschiedenartigen Bögen auf bald niedrigeren, bald höheren
Säulenstämmen sehr ungewöhnlich, und deutet auf eine
Zeit, wo dieser rheinische Uebergangsstyl noch nicht die
Reife hatte, die er im zweiten Decennium des dreizehnten
Jahrhunderts erlangte
Ein sehr ausgezeichnetes, aber einigermaassen räthsel-
haftes Gebäude dieser Zeit ist die Taufkapelle der Stifts-
kirche St. Georg zu Köln. Sie liegt innerhalb eines
gewaltigen Thurmes von vortrefflich behauenen Quadern,
der auf der Westseite der Kirche aufsteigt, und besteht
aus einem quadraten, mit einem Kuppelgewölbe gedeckten
Raume, dessen Wände unten durch reich gegliederte und
mit Säulen umstellte Nischen (auf jeder Seite eine grössere
zwischen zwei kleineren), oben durch einen neben den
breiten rundbogigen Fenstern nmherlaufenden Umgang be-
lebt sind. Alles ist darin von vollendeter Ausführung und
edelster Haltung. Das burgartige Ansehen der glatten,
undurchdringlichen Mauern dieses Gebäudes hat die Sage
veranlasst, dass Erzbischof Anno es in feindlicher Absicht
errichten lassen, dadurch aber den Argwohn der Bürger
Kugler, e. e. O. S. 200, will den ganzen Bau in die Zeit
nach einem Brande setzen, der unter dem 1'226 verstorbenen Abte Go-
desmann stattfand. Die Willkür und Rohheit der Formen und der
Mangel des Spitzbogens im Hauptkörper des Gebäudes machen (abge-
sehen von den später erneuerten Gewölben) eine so späte Entstehung
unwahrscheinlich. Die Quelle, aus welcher Ristelhüber (Beschreibung
des Arbeitshauses zu Brauweiler), von dem die Notiz über den erwähnten
Brand herrührt, sie entlehnt, habe ich nicht aufzufinden vermocht.