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Historische
Einleitung.
Könige Heinrich II. und Philipp August führen die
Rechte ihres weltlichen Berufs mit eiserner Consequenz und
selbstbewusster Kühnheit durch, verschmäheil aber auch
kein Mittel, und verrathen noch die frühere Rohheit der
Gesinnung. Milder, gehaltener, würdiger ist schon die
Gestalt des grossen Hohenstaufen, _Friedrichs L, auch
er scheut zwar die äusserste selbst grausamste Strenge
nicht, aber er wendet sie nur da an, wo die Härte seiner
Gegner ihm, einen politischen Grund giebt, nicht aus blin-
der Leidenschaft. Es geht sogar ein Zug von Gemütli-
lichkeit und Weichheit durch sein WVesen. Die Kontraste
treten grell hervor, wenn der Zerstörer Mailands vor sei-
nem mächtigen Vasallen, Heinrich dem Löwen, fussfällig
bittet. An Richard Löwenherz sehen wir die höchste
Steigerung ritterlicher Bravour, aber er sucht seinen Ruhm
nur in der Kraft des Armes, nicht in edler Sitte, seine
Habsuclmt und Gewaltthätigkeit äussert sich in unverschleier-
ter Rohheit.
Mit dem Beginne des dreizehnten Jahrhunderts finden
wir uns in einer milderen Atmosphäre. Der Ueberrest des
Gewaltsamen und Starren, der den Helden des vorigen
Jahrhunderts noch anhaftete, verschwindet nun auch; man
handelt nicht bloss nach verständiger Ueberlegung, sondern
mit Leichtigkeit und Sicherheit. Die Gränzen des Erlaub-
ten und Verbotenen sind bereits besser festgestellt, die
Sitten ausgebildet. Man begnügt sich nicht damit, das N ütz-
liche und Richtige zu thun, sondern fordert auch eine wür-
dige und anständige Form. Auch jetzt noch fehlt es nicht
an Härten und Uebergrilfen, aber sie tragen nicht mehr
den Stempel des Unsichern, Leidenschaftlichen, man berück-
sichtigt die Anforderungen der Menschlichkeit und der Sitte
auch da, wo man sie verletzt, man will von der Welt
verstanden und beurtheilt werden. Die wissenschaftlichen