Kirchen
Zll
Sayn,
Coblenz
und
Andernach.
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türlich nur eine Vermuthimg, der man nicht zu grosse
Ausdehnung geben darf, da die starken Mauern der Kir-
chen von Feindeshand nicht leicht gefährdet werden und
Selbst einer Feuersbrunst widerstehen, da auch die Er-
schöpfung des Landes durch jene Kriege schwerlich die
Herstellung in so reicher VVeise zugelassen haben dürfte.
Auch sind die Verschiedenheiten dieser Werke zu gross,
als dass man sie alle in einen so kurzen Zeitraum setzen
dürfte, und manche derselben werden daher dieser kriege-
rischen Zeit schon vorhergegangen sein.
Zu den schönsten Kirchen des Rheinlandes gehört die
Pfarrkirche zu Andernach, ein nicht unbedeutender Bau,
zwar ohne Kreuzschilf, aber mit vier kräftigen Thürmen,
zwei an der Fagade, zwei an der halbkreisförmigen Concha,
im Inneren mit einer Empore über den SeitenschiHen. Aus
der ältesten Bauzeit unter Ludwig dem Kinde mag viel-
leicht der südliche Thurm der Ostseite stammen, alles Ue-
brige ist später. Die Chornische mit Arcaden von Pila-
stern und Säulen, mit der Gallerie, dem Plattenfriese, und
sehr reich ornamentirten Gesimseil ausgestattet, gleicht eini-
germaassen denen des Münsters zu Bonn und der Kölner
Kirchen von St. Martin und Aposteln, doch deutet schon
die schlanke Haltung der Fenster und der sie umgebenden
Arcaden auf eine etwas spätere Zeit. Noch deutlicher zeigt
sich diese im Langhause, obgleich der Spitzbogen nur im
Gewölbe vorkommt, in den fächerförmigen Fenstern des
Oberschiifes, in den kräftigen Vorlagen der gewölbtragen-
den Pfeiler, den gekuppelten Säulen der Empore und ihren
mit phantastischem Laubwerk reichgeschmückten Kapitälen,
endlich besonders in dem Rippengeivölbe, dessen Diagonal-
gurten schon das birnförmige Profil, das entscheidende
Zeichen gothischer 'l'endenz, haben. Können wir daher
jene Chornische auch vielleicht noch in die letzten Decen-