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Rheinischer
Uebergangsstyl.
fensterartige Oeffnung, welche Licht unter das Dach der
Seitenschiffe brachte. Es war daher hier , nur in anderer
Form wie im gothischen Systeme, die Last der Gewölbe
durchaus auf die Seitenmauern und ihre stärksten Theile
zurückgeführt; ja, dies war hier vielleicht in noch soliderer
Weise geschehen, weil die Strebepfeiler durch die über-
wölbten Nischen verbunden und die Strebebögen durch eben
diese [Teberwölbung und durch die Gewölbe der Seiten-
schiffe ersetzt waren. Auch an der halbkreisförmigen
Chemische ist dieses Strebesystem (lurchgeführt; sie erhält
dadurch einen Umgang, allein wiederum in einer Weise,
die von der der gothischen Kirchen völlig abweicht. Die
innere Concha, an Höhe dem Mittelschiffe gleich, ruht
nämlich auf zwei Stockwerken von überaus schlanken und
zierlichen Säulen und wird von den Gewölben des Um-
gangs, nnd wiederum von den sich ringsumherziehenden
Nischengestützt. Doch sind hier auch im Aeusseren über
dem Dache des Umgangs wirkliche Strebemauern angelegt.
Wir finden also in diesem Gebäudevielfache Verwandt-
schaft. mit dem gothischen _Style, oblonge Gewölbfelder,
den Chor mit einem Umgange, schlanke Pfeiler mit hohen
Gewölbdiensten, ein durchgeführtes Strebesystem und das
Bemühen nach hellerer Beleuchtung. Allein diese Resultate
werden in ganz anderer Weise wie in Frankreich, haupt-
sächlich durch die im rheinischen Style beliebten Nischen,
hervorgebracht. Alle Details gehören noch dem alten Style
an. Die Kapitäle sind würfelförmig, die Profile der Bögen
und Gürten eckig, die Säulenfüsse attisch, die Fenster un-
getheilt und (mit Ausnahme der durch einen Sechspass
belebten kreisförmigen Oberlichter) ohne eine Spur des
Maasswerks, die Diagonalen der Wölbung blosse Gräten.
Die Gewölbe waren spitz, alle anderen Bögen halbkreis-
förmig, nur an der Faeade, ohne Zweifel dem spätesten