Vereinzelte
Elemente
des
gothischen
Styls.
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an dem östlichen, ungetheilt aufsteigenden Langhause fort-
gesetzt, wo zwischen den unteren Strebepfeilern kapellen-
artige Räume entstehen, Während die obere, auf einer ab-
gestuften halbkreisförmigen Arcade ruhende Wand unter
dem Fenster noch durch aus der Gliederung der Wand-
pfeiler hervorgehende Doppelbögen, eine Art grossen Bo-
genfrieses, verstärkt ist. Der Chor, funfseitig aus dem
Zehnecke, hat wirkliche Strebepfeiler. Der Spitzbogen
kommt hier fast nur an den Gewölben und an der oberen
Aussenmauer zwischen den Strebepfeilern als eine Mauer-
verstärkung vor. Die Fenster sind meistens kreisförmig,
die oberen schon drn-ch einen Sechspass belebt. Das Ganze
ist, obwohl in rohen Details, durchaus verständig und mit
Kenntniss der constructiven Vortheile des Strebepfeilers
ausgeführt Wir sehen also, dass in diesem westlichen
Theil der Rheinlande der Spitzbogen und die Strebepfeiler
schon mannigfach, aber ohne festes Princip und selbst bis
1222 noch ohne bewusste Hinneigung zum gothischen
Style angewendet wurden.
An einer anderen Stelle des Rheinlandes finden wir
gleichzeitig einen sehr merkwürdigen Versuch, ähnliche
constructive Resultate, wie sie der gothische Styl gab, aber
durch andere Mittel, zu erlangen. Ich spreche von der
Cislercienserkirche zu Heisterbach im Siebengebirge, von
der jetzt zwar nur noch die Concha aufrecht steht, Wohl
aber in Boisserees Werk über die Kirchen des Nieder-
rheins vollständige Zeichnungen erhalten sind. Das Kloster
stand früher auf der Höhe des Berges, im Jahre 1191
beschlossen aber die Mönche, es ins Thal zu verlegen,
begannen sofort mit den Klostergebäuden und gründeten
nach Vollendung derselben im Jahr 1202 die Kirche,
Schmidt
Heft 3,
und
Taf.
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