Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Historische 
Einleitung. 
Ton der ältern abendländischen Diehtlmgen verlassen und 
eine Neigung zum Uebertriebenen, Weichlichen und Schwül- 
stigen angenommen, Welche einigermaassen an den Orient 
erinnert. Allein sie haben kein orientalisches Gedicht, nicht 
einmal aus denselben entlehnte Stoffe oder Gestalten über- 
nommen  und jene Neigung 
sentimentalen findet sich in der 
zum Uebertriebenen 
abendländischen Sitte 
und 
von 
selbst und zwar schon sehr frühe und neben den Zügen 
sehr primitiver Naivetät und selbst Derbheit. Schon am 
Ende des zwölften Jahrhunderts wird es gerügt, dass die 
Damen die rothe Farbe der Wangen als bäuerisch betrach- 
ten, dass sie fasten, um bleich zu werden, dass sie dies 
als die Farbe der Liebenden bezeichnen  Und diese 
Sentimentalität wurde nicht durch arabische Vorbilder, sou- 
dern vielmehr durch recht christliche und abendländische 
erzeugt. Die klösterlichen Vorstellungen hatten den wesent- 
lichsten Einfluss auf die Gestaltung der ritterlichen Sitte; 
der edelste der weltlichen Stände Wetteiferte mit dem geist- 
lichen, die Courtoisie wurde eine Regel Wie die der geist- 
lichen Orden, die Liebe eine Verehrung, welche ihren 
Maassstab und Ton von der inbrünstigen Frömmigkeit ent- 
lehnte, der Spiritualismus des Klosterlebens führte auch im 
gesellschaftlichen Leben dahin, dass man die einfache Natür- 
4') Die didaktischen Erzählungen und Mährchen des Orients, die 
allerdings in die abendländische Literatur übergingen, kamen mehr in 
den Volksgehrauch und hatten auf die ritterliche Sitte keinen Einfluss. 
Auch ist ihr Inhalt überwiegend ein rein menschlicher, der nur den 
Sinn für Erfahrung und Lebensklugheit anregte, ohne neue Elemente 
herbeizuführen. 
Es ist der Engländer Alexander Neckam oder Nequam (f 
wir diese Rüge finden: 
Altem jejunat mense, minuitque cruorem 
Et prorsus quare palleat ipsa facit. 
Nam quae non pallet sibi rustica quaeque videmr, 
Hie decet, hie color est verus amantis ait. 
1m) 
dem 
bei
	        
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