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Historische
Einleitung.
Ton der ältern abendländischen Diehtlmgen verlassen und
eine Neigung zum Uebertriebenen, Weichlichen und Schwül-
stigen angenommen, Welche einigermaassen an den Orient
erinnert. Allein sie haben kein orientalisches Gedicht, nicht
einmal aus denselben entlehnte Stoffe oder Gestalten über-
nommen und jene Neigung
sentimentalen findet sich in der
zum Uebertriebenen
abendländischen Sitte
und
von
selbst und zwar schon sehr frühe und neben den Zügen
sehr primitiver Naivetät und selbst Derbheit. Schon am
Ende des zwölften Jahrhunderts wird es gerügt, dass die
Damen die rothe Farbe der Wangen als bäuerisch betrach-
ten, dass sie fasten, um bleich zu werden, dass sie dies
als die Farbe der Liebenden bezeichnen Und diese
Sentimentalität wurde nicht durch arabische Vorbilder, sou-
dern vielmehr durch recht christliche und abendländische
erzeugt. Die klösterlichen Vorstellungen hatten den wesent-
lichsten Einfluss auf die Gestaltung der ritterlichen Sitte;
der edelste der weltlichen Stände Wetteiferte mit dem geist-
lichen, die Courtoisie wurde eine Regel Wie die der geist-
lichen Orden, die Liebe eine Verehrung, welche ihren
Maassstab und Ton von der inbrünstigen Frömmigkeit ent-
lehnte, der Spiritualismus des Klosterlebens führte auch im
gesellschaftlichen Leben dahin, dass man die einfache Natür-
4') Die didaktischen Erzählungen und Mährchen des Orients, die
allerdings in die abendländische Literatur übergingen, kamen mehr in
den Volksgehrauch und hatten auf die ritterliche Sitte keinen Einfluss.
Auch ist ihr Inhalt überwiegend ein rein menschlicher, der nur den
Sinn für Erfahrung und Lebensklugheit anregte, ohne neue Elemente
herbeizuführen.
Es ist der Engländer Alexander Neckam oder Nequam (f
wir diese Rüge finden:
Altem jejunat mense, minuitque cruorem
Et prorsus quare palleat ipsa facit.
Nam quae non pallet sibi rustica quaeque videmr,
Hie decet, hie color est verus amantis ait.
1m)
dem
bei