Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Kloster 
Neuwerk 
in 
Goslar. 
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Im Vergleich mit den grossen rheinischen Domen haben 
diese Gewölbebantexr d") mässige Verhältnisse, selbst der 
Dom zu Braunschweig übertrifft an Mittelschiffbreite und 
Gewölbhöhe die Maasse der Kirche von Paulinzelle und 
der lllichaeliskirche in Hildesheim nur um Weniges. Noch 
mehr aber entbehren sie des Schmuckes und sind schlichter 
und einfacher, als selbst die früheren Kirchen von Heck- 
lingen und Hamersleben. Es scheint, dass man beim Fort- 
fallen der grosseil Würfelkapitäle keine andere, für pla- 
stische Ornamentation geeignete und dem Wölbungssysteme 
entsprechende Stelle fand, oder dass man Aufmerksamkeit 
und Geldmittel auf die neue constructive Aufgabe verwen- 
dete und ihr das Decorative opferte. Jedenfalls bestanden 
in dieser Zeit hier zwei Systeme nebeneinander, von denen 
das eine die alte, minder dauerhafte Strnctur mit reichem 
Schmucke, das andere den Gewölbebau mit grösserer Ein- 
fachheit verband. Indessen währte dies nicht lange. Die 
Neigung zu reicher Ornamentation war ebensowenig zu- 
rückzudrängen, wie die nach der schützenden Wölbung, 
und man suchte bald "beides zu verbinden. Ein Beispiel 
solchen Versuchs giebt schon das ebengenannte Kloster 
Neuwerk, wo der Baumeister sogar auf den Einfall kam, 
Grabsteine der Gründer, des Volkmar von Wildenstein und seiner Ehe- 
frau, ist angegeben, dass sie circa annos M00. geblüht hätten. Die 
Kirche war übrigens, wie man an mehreren Spuren sieht, ganz bemalt. 
 Zu den früheren Gewölbebauten in Sachsen möchte vielleicht 
die St. Ulrichskirche zu Sangerhausen gehören, deren Stiftungszeit 
(1083) ohne Zweifel nicht (wie bei Puttrich Serie Eisleben geschieht) 
auf den jetzigen Bau und dessen Wölbung zu beziehen ist. Die kreuz- 
förmigen starken Pfeiler sind, wenn man nach den Abbildungen bei 
Puttrieh sehliessen darf und sich nicht bei genauerer Untersuchung 
des Mauerverbandes eine spätere Verstärkung ergeben sollte, ursprüng- 
lich auf Gewölbe berechnet. Die Ornamentation lässt eine Entstehung 
in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts vermuthen, der auch 
die Wölbung im Mittelschiife nicht widerspricht, während die des 
Kreuzbaues mit Spitzbügen und Rippen jünger sein muss.
	        
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