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Gewölbebauten
bei
Braunschweig.
Gewölbe an der Vierung des Kreuzes und in den Seite11-
schiffen sind halbkreisförmig; der Meister gebrauchte daher
den Spitzbogen nur aus Nützlichkeitsgründen am Gewölbe,
dessen hier angewendete Form ihn in der That sehr
zweckrnässig erscheinen liess. Denn da es eigentlich ein
Tonnengewölbe war, Welches nur behufs der Anlage von
Fenstern durch einschneidende Kappen zum Kreuzgewölbe
umgestaltet wurde, so musste man wünschen, das Ton-
nengewölbe möglichst hoch zu erhalten, damit der Raum
für die Fenster nicht zu sehr beengt werde. Bei dieser
Anordnung war denn gewiss die Wahl des Spitzbogens
höchst naheliegenrl und ohne alle Berücksichtigung fremder
Vorbilder denkbar. Im vierzehnten und fünfzehnten Jahr-
hundert ist die Kirche durch Hinzufügung eines zweiten
Seitenschiffes auf jeder Seite verändert, indessen sind die
Wandpfeiler und die Gewölbe der früheren Seitenschilfe
erhalten, und überdies giebt das Modell der Kirche auf
dem dem dreizehnten Jahrhundert zuzuschreibenden Grab-
steine ihres fürstlichen Stifters die Gewissheit über die
[Trsprünglichkeit der beschriebenen Anordnung.
Diese war so harmonisch und zweckmässig, dass sie
das Vorbild für die anderen Kirchen der Stadt wurde. Die
zu St. Katharina, St. Andreas, St. Martin und Wahr-
scheinlich auch die vielfach veränderte St. Galluskirche
waren, wie die inneren Theile ungeachtet der auch hier
später eingetretenen Erhöhung der Seitenschiffe zeigen,
wahre Copien des Doms in etwas verkleinertem Maass-
i") Auch bei der Martinikirche ist dies vollständig nachzuweisen,
und es ist irrig, wenn Kallenbach (Chronologie Taf. 15) sie als einen
ursprünglich mit gleichhohen Schiffen angelegten Bau darstellt. Uebri-
gens ist keinesweges gewiss, dass alle diese Kirchen unmittelbar nach
dem Dome gebaut sind, es scheint vielmehr, dass man dies Vorbild
hier lange als maassgebend beibehalten hat, wodurch sich denn erklärt,
dass die Einzelheiten manchmal einen späteren Charakter haben.