Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Gewölbebauten 
bei 
Braunschweig. 
Gewölbe an der Vierung des Kreuzes und in den Seite11- 
schiffen sind halbkreisförmig; der Meister gebrauchte daher 
den Spitzbogen nur aus Nützlichkeitsgründen am Gewölbe, 
dessen hier angewendete Form ihn in der That sehr 
zweckrnässig erscheinen liess. Denn da es eigentlich ein 
Tonnengewölbe war, Welches nur behufs der Anlage von 
Fenstern durch einschneidende Kappen zum Kreuzgewölbe 
umgestaltet wurde, so musste man wünschen, das Ton- 
nengewölbe möglichst hoch zu erhalten, damit der Raum 
für die Fenster nicht zu sehr beengt werde. Bei dieser 
Anordnung war denn gewiss die Wahl des Spitzbogens 
höchst naheliegenrl und ohne alle Berücksichtigung fremder 
Vorbilder denkbar. Im vierzehnten und fünfzehnten Jahr- 
hundert ist die Kirche durch Hinzufügung eines zweiten 
Seitenschiffes auf jeder Seite verändert, indessen sind die 
Wandpfeiler und die Gewölbe der früheren Seitenschilfe 
erhalten, und überdies giebt das Modell der Kirche auf 
dem dem dreizehnten Jahrhundert zuzuschreibenden Grab- 
steine ihres fürstlichen Stifters die Gewissheit über die 
[Trsprünglichkeit der beschriebenen Anordnung. 
Diese war so harmonisch und zweckmässig, dass sie 
das Vorbild für die anderen Kirchen der Stadt wurde. Die 
zu St. Katharina, St. Andreas, St. Martin und Wahr- 
scheinlich auch die vielfach veränderte St. Galluskirche 
waren, wie die inneren Theile ungeachtet der auch hier 
später eingetretenen Erhöhung der Seitenschiffe  zeigen, 
wahre Copien des Doms in etwas verkleinertem Maass- 
i") Auch bei der Martinikirche ist dies vollständig nachzuweisen, 
und es ist irrig, wenn Kallenbach (Chronologie Taf. 15) sie als einen 
ursprünglich mit gleichhohen Schiffen angelegten Bau darstellt. Uebri- 
gens ist keinesweges gewiss, dass alle diese Kirchen unmittelbar nach 
dem Dome gebaut sind, es scheint vielmehr, dass man dies Vorbild 
hier lange als maassgebend beibehalten hat, wodurch sich denn erklärt, 
dass die Einzelheiten manchmal einen späteren Charakter haben.
	        
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