Einfluss
der
Araber.
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ungläubigen Gegnern Anerkennung nicht versagen und
mussten ihren Vorzügen nachstreben. Sehr tief War aber
dennoch dieser Einfluss nicht, wir können ihm weder eine
wesentliche Förderung, noch eine Hemmung der bereits
begonnenen Entwickelung zuschreiben. Allerdings nahmen
die im Orient geborenen Nachkommen der Kreuzfahrer,
theils durch das Beispiel der Araber, theils durch das ver-
führerische Klima bestimmt, orientalische Sitten an, aber
die Erfahrung zeigte alsbald die Unvereinbarkeit (lerselben
mit dem abendländischen Charakter; sie wurden weichlich,
charaktersclnvach und hinterlistig, und waren den nach-
folgenden Kreuzfahrern verhasst und verächtlich. Nur ein-
zelne Aeusscrlichkeiten der Tracht und der häuslichen Be-
quemlichkeit oder auch polizeiliche Einrichtungen ä?) gingen
bleibend in das Abendland über, aber ohne tieferen Einfluss
zu üben. Ebenso gestaltete es sich auf wissenschaftlichem
Boden. In der Medicin, der Mathematik und andern Fach-
Wissenschaften waren die Araber eine Zeitlang die Lehrer
der Christen, aber die Scholastik, obgleich sie die arabi-
schen Schriften nicht unbeachtet liess und durch sie mit
einigen Werken griechischer Philosophen bekannter wurde,
ging doch ihren selbstständigen VVeg. In der Poesie kön-
nen wir den Umfang dieses Einflusses sehr genau er-
messen. Die ritterlichen Dichter sind keinesweges intole-
rant, sie nehmen nicht Anstand einzelne Heiden in ehren-
werther Gestalt auftreten
Gnomen und Elfen der
Zauberer ein, sie haben
zu lassen, sie mischen statt der
nordischen Fabehvelt Feen und
endlich den schlichten, strengen
S0 waren z. B. die Araber die Erfinder des Passwesens, das
von ihnen auf die abendländischen Fürsten überging. Im Vertrage
zwischen Richard Löwenherz und Saladin wurde namentlich bestimmt,
dass nur solche Pilger in Jerusalem zugelassen werden sollten, welche
Briefe des Königs oder seines Stellvertreters bei sich führten (qui suas
literas haberent vel comitis Henrici].