Der
Dom
Braunschweig.
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den Pfeilern gegenüber Pilaster angebracht, und zwar so,
dass den kreuzförmigell Pfeilern breitere, vertretende, den
Zwischenpfeilern schmalere Pilaster entsprachen; diese tru-
gen nur die Diagonalen, wie im liiittelschilife, jene aber
einen Gurtbogen, der also immer nach zwei Kreuzgewüilben
wiederkehrte; eine eonstructiv nützliche Form, welche über-
dies den Vortheil gewährte, die Gewölbtiefe des Mittel-
schiflies im Seitenschilfe anzuzeigen und so das Verhältniss
des letzten zu dem ersten anschaulich zu machen. Die
Fenster haben die hergebrachte einfache Gestalt, nur dass
je zwei Ober-lichter unter der Mitte des Gewölbes, bis dicht
an die auf der Aussenseite sie trennende Lisene, aneinander
rückten, so dass sie nur ihrer Zahl, nicht ihrer Stellung
nach denen des Seitenschiffes entsprachen Nur in einer
Detailform könnte man einen auswärtigen Einfluss vermu-
then, und zwar einen Einfluss von England, dem Vater-
lande der Gemahlin IIeinriclfs des Löwen, mit der er erst
seit 1168, also nicht lange vor dem Beginn des Dombaues,
vermählt war. Die Kapitale sind nämlich zum Theil als
gebrochene Würfel gestaltet, in der Form, welche die
französischen Antiquare gefältelt (godronne) nennen, die
in der Normandie und in England häufig, in Deutschland,
so viel ich weiss, bis dahin noch nicht gebraucht war.
Allein abgesehen von dieser unscheinbaren Neuerung ist
Alles deutsch; Lisenen, Rundbogenfries, Prolilirungerl und
Ornamente unterscheiden sich nicht von den früheren Bauten
dieser Gegend, und das Gebäude macht im Ganzen einen
durchaus ähnlichen Eindruck wie diese. Es zeigt recht
deutlich, wie es sich hier mit der ersten Einführung des
Spitzbogens verhielt. Denn nicht nur die Scheidbögen,
Fenster, Portale, sondern selbst die Gurtbögen unter dem
i) Dies beweist das weiter unten
steine I-IeinricHs des Löwen.
erwähnte
Modell
auf dem Grab-