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Gewölbebauten
in
Sachsen.
viereckige Gestalt mit eingeblendeten Ecksäulen, Würfel-
kapitälen und Eckblättern der Basis; nur darin besteht eine
Aenderung, dass diejenigen, welche das Gewölbe tragen,
nicht mehr ein einfaches Viereck bilden, sondern eine
kreuzförmige Gestalt, und mithin Vorlagen haben, von
denen die drei niedrigeren die Scheidbögen und das Seiten-
gewölbe, die nach dem Mittelschiffe zu gelegenen, höher
hinaufsteigenden aber die Wölbung des Oberschilfes stü-
tzen. Dadurch sind denn auch die Ecksäulchen verdoppelt,
indem nun jeder der vier vorliegenden Theile als ein von
zwei solchen Säulchen eingefasster Pilaster erscheint, der
oben durch ein Gesimse bekrönt wird. Da das Gewölbe
aber ein quadrates, über zwei Scheidbögen gespanntes ist,
so war bei den mittleren Pfeilern diese Neuerung nicht
nöthig; sie haben daher ganz die ältere Form. Das Ge-
wölbe ist ein Kreuzgewölbe und zwar mit einer schwachen
Zuspitzung, aber in einer von den an anderen Orten und
namentlich am Rheine gebrauchten abweichenden, allerdings
jenen Pfeilern sehr angemessenen Gestalt. Es hat nämlich
keine Quergurten, ist daher eigentlich ein spitzes 'l'onnen-
gewölbe, in Welches zwischen jedem Pfeilerpaar ein an-
deres, gleichgestaltetes Tonnengewölbe einschneidet und
dadurch die (liagonalen Gräten bildet Diese Gräten
entsprechen den Ecksäulen, Während die breite ungetheilte
Gewölbfläche zwischen ihnen auf dem Kämpfergesimse der
Vorlage ruht und als eine Fortsetzung ihrer Pilasterfläche
erscheint. In den Seitenschißen waren an der Fenster-wand
1') v. Qnast (Deutsches Kunstbl. 1850, p. 241] ist der Meinung,
dass das Gewölbe jünger sei, als die Weihe von 1194, und bringt es
mit einer Einweihung von 1227 (denn so und nicht wie gedruckt 1127
wird es heissen sollen) in Verbindung. Da indessen die Pfeiler augen-
scheinlich auf Gewölbe angelegt sind und nichts eine spätere Verände-
rung anzeigt, so kann ich (mit Schiller a. a. O.) diese Vermuthung
nicht theilen.