Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Das 
südliche 
Deutschland. 
Geschmack an bizarrer Ornamentation, oder dass die Ein- 
drücke, welche diese Schotten als wandernde Mönche im 
westlichen Frankreich erhalten hatten, auf ihre deutschen 
Arbeiten eingewirkt haben kann, aber eine dringende Ver- 
anlassung zu solcher Annahme ist nicht vorhanden. Das 
Architektonische, namentlich die Profilirung der reich ge- 
gliederten Archivolten, Gesimse und Basamente, ist ganz 
ähnlich wie in anderen gleichzeitigen deutschen Werken. 
An dem Westportale und im Kreuzgange der Carmeli- 
terkirche zu Bamberg, damals zu einem Benediktiner 
Nonnenkloster gehörig, kommen Zickzackornamente, lie- 
gende Löwen auf den Gesimsen, üppiges Blattwerk und 
phantastische Darstellungen an den Kapitälerl vor, wie an 
dem Regensburger Bau, und noch nähere Verwandtschaft 
mit demselben scheint das Portal der kleinen achteckigen 
Kirche zu Ober-Wittinghausen bei Würzburg sowohl 
in der reichen Gliederung und plastischen Behandlung, als 
in der bizarren Wahl der dargestellten Gegenstände zu 
haben ab). 
1) Vgl. F. v. Quast im deutschen Kunstbl. 1852, S. 189, und 
1854, S. 134. Die daselbst erwähnte Urkunde im Pfarrarchive von 
1285, deren Abschrift auch ich der Güte des Herrn Becker in Würz- 
burg verdanke, lässt (abgesehen von den Zweifeln über ihre Aechtheit] 
keinesweges darauf schliessen, dass die Kirche erst in jenem Jahre ge- 
baut sei. Es ist ein Ablassbrief, der nicht, wie sonst gewöhnlich, des 
begonnenen oder bevorstehenden Baues erwähnt, sondern den allge- 
meinen Zweck angiebt: ut ecclesia b. Nieolai Ep. in superiori Witting- 
hausen  congruis honoribus frequentetur. Deshalb wird denn 
allen Denen, welche entweder an gewissen Festtagen die Kirche be- 
suchen, oder manus adjutrices porrexerint, oder in extremis labo- 
mntes quidquam facultatum suaruxn fabricae praefatae legaverint ec- 
clesiae ein gewisser Ablass versprochen. Weder die manus adjutrices 
noch die Begünstigung der fabrica lassen auf einen grösseren Bau 
schliessen, da offenbar nur eine Bereicherung der bereits bestehenden, 
aber entlegenen Kirche, sei es durch Geschenke bei gelegentlichen Be- 
suchen oder in Testamenten, sei es durch unentgeldliche Arbeit bei 
den sich stets wiederholenden Reparaturen bezweckt ist.
	        
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