14
Historische
Einleitung.
Es ist wahr, dass schon die äussere Geschichte seit
den Kreuzzügen eine hochpoetische war; mit ihrer kühnen
Begeisterung, mit allen Episoden von Glück und Unglück
der Einzelnen, mit der reichen Scenerei orientalischer Länder
mussten sie die Phantasie im höchsten Grade reizen. Allein
diese äusseren Ereignisse erzeugten jene poetische Stim-
mung nicht, sie gingen vielmehr aus derselben hervor,
und auch die Rückwirkung, urelche sie auf die Gemüther
ausübten, war durch die Empfänglichkeit (lerselben bedingt.
Eine alternde Welt, welche jene kühnen, aber schlecht
vorbereiteten Züge mit Kopfschütteln, den Enthusiasmus
mit Zweifeln betrachtet hätte, wäre auch durch diese Ereig-
nisse nicht fortgerissen worden.
Man hat ferner manche Elemente dieser poetischen
Stimmung, die Lust an Abenteuern und selbst die Auf-
fassung der Liebe, aus der Berührung der christlichen
Ritter mit den Arabern erklären und von diesen herleiten
wollen. In der 'l'hat war das Beispiel dieser feurigen
Orientaleil nicht ohne Einfluss auf das Abendland, dieser
Einfluss war selbst bei weitem bedeutender, als der, Welchen
byzantinisches WVesen jemals gewonnen hatte. Die Byzan-
tiner erschienen, obgleich Christen, verächtlich und hassens-
werth, die Araber, obgleich Ungläubige, nöthigten Ach-
tung und selbst Neigung ab. lhr Geist War dem germa-
nischen verwandt, freiheitsliebeild, aufopferungsfähig, ritter-
lich; ihre poetische Richtung hatte Vieles mit der, die sich
im Abendlande auszubilden begann, gemein; ihre Religio-
sität bernhete auf Gedanken, die dem Christenthulne ent-
lehnt, und auf orientalischen Anschauungen, die den he-
bräischen Ueberlieferungen Verwandt waren. Dabei aber
hatten sie bei geringerer Tiefe des Gemüths eine grössere
Eleganz der Sitte und eine schon weiter vorgeschrittene
Civilisation als die Abendländer. Diese konnten daher ihren