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Deutschland.
sich an einer Reihe anderer Schlossbanten, namentlich an
dem Schlosse zu Münzenberg in der Wetterau, das in
den Jahren 1154 bis 1174 gebaut ist de), in den älteren
Theilen der Wartburg er), an dem prachtvollen Schlosse
zu Wimpffen am Neckar, an den Ruinen des Schlosses
zu Seligenstadt, dann an mehreren Schlosskapellen, so
an der oberen auf der Burg zu Nürnberg, an denen zu
Eger und zu Landsberg bei Halle, und endlich an der
Kapelle des Schlosses zu Freiburg an der Unstrnt,
Welche letzte, die jüngste von allen, in phantastischer Ele-
ganz vielleicht von keinem Gebäude des Mittelalters über-
trollen wird. An allen (liesen Bauten finden sich mehr
oder weniger jene an maurisehen Styl erinnernden Züge.
Es sind nicht unbedingte Nachahmungen, sondern nur
leichte, schon durch abendländischen Geist hindurchgegan-
gene Reminiscenzen, welche die ältere einheimische Form
nicht verdrängen, sondern sich an sie wie etwas Ver-
wandtes ansehliessen. Die Empfänglichkeit für dieses
fremde Element ging offenbar aus der beiden Völkern
gemeinsamen phantastischen Richtung und aus einem Be-
dürfnisse des abendländischen Geschmacks hervor. Unter
der strengen romanischen Regel hatte die Phantasie sich
nur in mehr oder weniger willkürlichen Ausbrüchen, in
bizarren Contrasten und grellen Schreckgestalten äussern
können. Die mildere, leichtere Siite der neuen Zeit fand
daran kein YVohlgefallen; sie liebte nicht mehr das Spröde
F) Abbildungen des Kaiserpalastes zu Gelnhausen sind von Hun-
deshage n besonders herausgegeben (Bonn 1832), und ausserdem nebst
denen des Schlosses zu Münzenberg bei Gladbach, Fortsetzung von
Mollefs deutschen Baudenkmälern Taf. 25-33 und 36-42 zu finden.
Abbildungen der Schlösser der Wartburg. zu Landsberg und
zu Freiburg, bei Puttrich in den Serien WlVeimar, Ilalle und Freiburg.
Ueber die Kapelle zu Eger vgl. F. v. Quast im Berliner Kunstblatt
1828, Heft 8, und desselben Verfassers Vortrag: Ueber Schlosskapel-
len. Berlin 1852.