Das
Schloss
ZU
Gelnhausenl.
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des kol-inthischen Kapitals, sorgsam gearbeitete Palmetten
und ähnliche, der Antike vielleicht durch erneute Studien
entlehnte Motive, andererseits die gewöhnlichen Details des
romanischen Baues, die attische Basis mit dem Eckblatte,
den Schachbrettfries, die diamentirten Ptlanzenstengel und
sonst das hergebrachte, conventionelle Blattwerk, endlich
auch einen Reichthum von plastischen Gebilden, Menschen,
Thieren, Sirenen und anderen fabelhaften Gestalten einge-
mischt, die weder aus der Antike noch aus maurischen
Bauten entlehnt sind, aber doch an arabische Mährchen
erinnern. Eine Nachwirkung der Anschauungen, Welche
die Kreuzzüge gewährt hatten, ist daher nicht zu verken-
nen; aber sie sind durch abendländischen Geist hindurch-
gegangen, haben kräftigere Formen und Verhältnisse an-
genommen, geben nicht, wie in den maurischen Bauten,
müssige, zertlicssende Traumspiele, sondern den Ausdruck
einer festlichen Freude und reichen Pracht, der doch ein
ernster Hintergrund nicht fehlt. Eine der glänzendsteil und
vielleicht frühesten Aeusserungen dieses Geschmacks ist
das Schloss des Kaisers Friedrich I. bei Gelnhausen, in
dessen Trümmern wir Einzelheiten von unnachahmlicher
Feinheit und meisterhafter Ausführung finden. Im Jahre
1170 genehmigte der Kaiser die Anlegung einer Stadt bei
dieser seiner Burg, deren Bau mithin schon einige Jahre
früher fallen wird; wir dürfen daher vielleicht die Neigung
zu dieser Ornamentation mit dem Kreuzzüge von 1147 und
1148 in Verbindung bringen, bei welchem Friedrich seinen
Oheim, Kaiser Conrad, begleitet hatte. Dass dieser Ge-
schmack auch anderen deutschen Herren zusagte, und zu-
letzt der herrschende für Bauten dieser Art wurde, zeigt
(Puttrich I
kapelle bei
II, 353).
1. Serie: Schwarzburg, 'l'af. 19) und in der Eucharius-
der Aegidienkirche zu Nürnberg [Chlingensperg, Bayern