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Deutschland.
Richtung unter den Ottonen hatte die Vorliebe für die alt-
christlich antike Kunst erzeugt, der grosse. Streit des
Staates und der Kirche unter den fränkischen Kaisern auch
auf künstlerischem Gebiete eine feierliche Stimmung her-
vorgebracht. Der romantisch bewegte Geist, der jetzt unter
dem hochgesinnten Geschlechte der Hohenstaufen aufkam
und durch die Bilder südlicher Farbengluth und volleren
Lebensgenusses im Orient und in Italien genährt wurde,
gab der Phantasie einen höheren Schwung, und forderte
reichere, buntere und zierlichere Formen. In einigen Fällen
scheinen Wirklich arabische Motive, wenn auch in freier
Nachahmung, Eingang gefunden zu haben, in anderen ist
es nur eine Ausbildung einheimischer Elemente, aber mit
einem Luxus, der wiederum an den Orient erinnert, mit
einer heiteren, fast übermüthigen Grazie, die sich selbst
von den reichsten Bildungen des früheren romanischen
Styls sehr scharf unterscheidet. Die elegantesten Beispiele
solcher Ornamentation kommen nicht in kirchlichen Bauten,
sondern in Schlössern vor; man war sich bewusst, dass
dieser Glanz ein weltliches Element enthalte. Hier finden
sich jene von den älteren Würfelkniiufen sehr verschiedenen
Kapitäle, die auf schlankem Halse würfelförmig ausladen
und in arabischen Bauten ähnlich, aber minder kräftig und
mit üppigerenl Schwunge der Linie vorkommen, hier ferner
gekuppelte, freistehende, unter einem Kapitäle vereinigte
Säulenstämme, reichverzierte Deckplatten in Gestalt eines
Wnlstes, der an den Turban erinnert, Wandfelder mit fast
so künstlichen Xßrschlingungen, wie in den maurischen
VVandarabesken, ausgezackte oder hufeisenartige Bögen,
freilich nicht mit so starker Ausbauchung wie bei den
Arabern Daneben sieht man aber auch Andeutungen
m] Hufeisenartige Bögen
Schlosskapelle zu Freiburg an
finden sich
der Unstrut,
am Entschiedensten in der
in der Kirche zu Göllingen