Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Idealität 
der 
Liebe. 
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viele Herzen gerührt haben und bis auf unsere Tage im 
Liede nachklingen, beruhen meistens auf wirklichen Bege- 
benheiten dieser Tage. Jetzt fasste Jaufre Rudel für die 
niegesehene Gräfin von Tripolis eine glühende Leidenschaft, 
die ihn erkranken machte und zu Schiffe trieb, um zu 
ihren Füssen Sehnsucht und Leben auszuhauchen; jetzt 
gab die Eifersucht dem Herrn von Fayel die rohe Grau- 
samkeit ein, welche die keusch verborgene Flamme seiner 
Gattin zum tödtlichen Ausbruche brachte  Mag auch die 
Sage in diesen Fällen den Wirklichen Hergang ausge- 
schmückt und entstellt haben, so ist Abälartfs Geschichte 
streng historische Wahrheit, und Heloise, die gelehrtestc 
Frau nicht bloss ihres Jahrhunderts, spricht in den stren- 
gen Worten klassischer Latinität eine Entschlossenheit der 
Leidenschaft aus, welche selbst die Gränzen der Weib- 
lichkeit überschreitet WF). 
Wie sehr hatte sich die Welt im Laufe von etwa 
fünfzig Jahren verändert. Was vor den Kreuzzügen noch 
als Frevel aufgefasst, ja durch die Strenge des entgegen- 
stehenden Gebots wirklich zur Verzweiflung und zum 
Frevel gesteigert worden Wäre, hatte jetzt einen Anspruch 
auf Schönheit oder doch auf Entschuldigung und Theil- 
nahme. Man darf diese poetische Stimmung nicht aus 
vereinzelten Ursachen erklären; sie entstand durch die ganze 
Lage der Dinge, als ein nothwendiges Glied des Entwi- 
ckelungsganges der Völker, sie erhielt von allen Seiten 
Anregung und Nahrung. 
a) Jaufre Rudel, Prinz von Blaya, 1140  1170. Guillem von 
Cabestaing, dessen Geschichte die Quelle der Sage vom Castellan von 
Ooucy zu sein scheint, starb zwischen 1180-1196. Diez, Leben 
und Werke der Troubadour-s, S. 52 und 77. 
w") In einem ihrer Briefe sagt sie: Deum testem invoco, si me 
Augustus universo praesidens mundo matrimonii honore dignaretur, 
totumque mihi orbem confirmaret in Perpetuum praesidendum, carius 
mihi et dignius videretur tua dici meretrix quam illius imperatrix.
	        
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