Spätromaxxischer
Styl.
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noch immer die gleiche Richtung auf eine ruhige und be-
scheidene Anmuth. Die Portale wurden zwar reicher und
mit vollständigerer Gliederung der Archivolten ausgeführt,
mit verzierten Säulenstämmen geschmückt, oder durch grös-
sere Vertiefung bedeutsamer gemacht; allein sie behielten
noch durchweg sehr mässige Dimensionen. Beispiele rei-
cherer Verzierung der Säulenstämme geben die Portale zu
Wechselburg, an der Neumarktskirche zu Merseburg und
an St. Bartholomäus zu Zerbst stärkerer Vertiefung
bei einfacher Haltung die zu Paulinzelle, zu Thalbürgel
und zu Altenzelle die). Eigenthümlich und reich sind end-
lich die Portale der Klosterkirche zu Vessera, wo Wand-
ecken mit eingekerbten Säulchen und vollere wirklich tra-
gende Säulen Wechseln, der Kirche zu Treffurt, WO Ge-
Wände und Bögen mit einem derb prolilirten Rautenorna-
ment überzogen sind, wie es sonst in Deutschland nicht
vorkommt, und endlich der Petrikirche zu Görlitz, wo
indessen die reich aber barock verzierten Bögen schon eine
etwas zugespitzte Form haben Die Archivolten sind
über den Säulen stets als starke Rundstäbe gebildet, über
den Wandecken zuweilen ausgekerbt, übrigens aber Wenig
verziert, und zeigen, dass man an dieser Stelle mehr durch
die Häufung concentrisoher Halbkreislinien, als durch Or-
namente zu wirken beabsichtigte. Das Bogenfeld ist fast
immer zu einer plastischen Darstellung, meistens freilich sehr
einfacher Art, aus einem Kreuze oder einer symbolischen
e) Puttrich a. a. o. Bd. 1, Ablih. 1, Taf. 6, Bd. 1, Abth. 2,
Taf. 7, Bd. I, Abth. 1, Serie Anhalt Taf. 6. Das Portal ist hier der
einzige Ueberrest des älteren, dem Ende des zwölften Jahrhunderts
zuzuschreibenden Baues.
Daselbst Bd. I, Abth. 1, Serie Schwarzburg Taf. 11, Bd. II,
Abth. 1, Serie Weimar, Taf. 10, Serie Reuss, Taf. 9, Fig. c.
w") Daselbst Bd. II, Abth. 2, Serie Mühlhausen Taf. 13, Fig.
d, Taf. 18. Vgl. auch Puttrich's systematische Uebersicht Taf. 10.