Fünftes
Kapitel.
Der deutsche Uebergangsstyl; die
Schulen decorativer Tendenz.
In den meisten der bisher betrachteten Länder giebt es in
der That keinen Uebergangsstyl. Im nördlichen Frankreich
waren schon die ersten Bauten, welche sich von der roma-
nischen Tradition entfernten, gothischer Tendenz, Wirk-
liche, wenn auch noch nicht völlig entwickelte Versuche
dieses Styls. In den südlichen Provinzen verliess man die
einheimische romanische Bauweise niemals völlig und ge-
stattete nur dem schon gereiften gothischen Style eine mehr
oder Weniger modifieirte Anwendung. In England endlich
ging man plötzlich und ohne Zwischenstufe von der nur
bereicherten normannischen Bauweise zu dem frühengli-
sehen über. Anders verhält es sich in Deutschland. Hier
bildete sich seit dem Anfange dieser Epoche wenigstens
in einigen Provinzen eine Bauweise, welche weder ganz
romanisch noch wirklich gothischer Tendenz war, sondern
Elemente beider Style in sich verband, aber doch so viel
Eigenthümliches hatte und sich so lange, selbst noch neben
dem schon bekannten gothischen Style erhielt, dass man
sie als einen eigenen, wenn auch nicht consequent durch-
bildeten Styl betrachten muss.