Gewölbformen.
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ungewöhnlicher Gestalt zu überwölben hatte, bei denen das
einfache Kreuzgewölbe nicht anwendbar war; hier konnte
die Vermehrung der Rippen die VVölbuilg erleichtern und
sichern. Eine Veranlassung zu solchen Anlagen gaben die
Kapitelsäle der Kathedralen, welche bei der grossen Mit-
Igliederzahl und dem Reichthum dieser Stifter schon längst
zu eigenen, innerhalb der Klostermauer gelegenen, geräu-
mig und mit möglichster Pracht ausgefülnten Gebäuden
geworden waren. Häufig gab man ihnen in späterer und
in früherer Zeit viereckige Gestalt, wie dies die noch jetzt
bestehenden Kapitelhäuser von Canterbury, Bristol, Oxford,
Exeter, Gloucester und Chester beweisen; allein es liess
sich nicht verkennen, dass einegCentralanlage dem Zwecke
der Berathung sehr zusagte, bei welcher dann aber, wenn
man sie überwölben wollte, statt des Kreuzgewölbes eine
andere Form gefunden werden musste. Eine solche hat
schon das noch ganz im normannischen Style, Wahrscheinlich
in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts erbaute
Kapitelhaus der Kathedrale zu YVorcester. Es ist ein
äusserlich zehneckiges, im Inneren fast kreisrundes Gebäude
von 58 Fuss im Durchmesser, an den YVänden mit runden
Arcadeil und durehschneidenden Bögen verziert, in der Mitte
mit einer starken Rundsäule, welche das Gewölbe trägt.
Die Fenster sind im fünfzehnten Jahrhundert verändert, aber
das Gewölbe scheint ursprünglich und ist sehr merkwürdig.
Es ist nämlich ein kreisförmiges 'l'onnengewölbe, indem es
von den VVänden kuppelförmig anhebt, dann aber durch
ein anderes, von dem Mittelpfeiler eiltgegenkommeildes
Gewölbe aufgenommen wird. Diese innere trichterförlnige
YVÖlbung ist mm aber so angelegt, dass ihr Durchschnitt
nicht eine Kreislinie, sondern zehn , mit scharfen Gräten
aneinanderstossende Höhlungexi, gleichsam Kannelluren,
zeigt. Die Gräten hören auf dem Scheitel des Gewölbes