Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Gewölbformen. 
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ungewöhnlicher Gestalt zu überwölben hatte, bei denen das 
einfache Kreuzgewölbe nicht anwendbar war; hier konnte 
die Vermehrung der Rippen die VVölbuilg erleichtern und 
sichern. Eine Veranlassung zu solchen Anlagen gaben die 
Kapitelsäle der Kathedralen, welche bei der grossen Mit- 
Igliederzahl und dem Reichthum dieser Stifter schon längst 
zu eigenen, innerhalb der Klostermauer gelegenen, geräu- 
mig und mit möglichster Pracht ausgefülnten Gebäuden 
geworden waren. Häufig gab man ihnen in späterer und 
in früherer Zeit viereckige Gestalt, wie dies die noch jetzt 
bestehenden Kapitelhäuser von Canterbury, Bristol, Oxford, 
Exeter, Gloucester und Chester beweisen; allein es liess 
sich nicht verkennen, dass einegCentralanlage dem Zwecke 
der Berathung sehr zusagte, bei welcher dann aber, wenn 
man sie überwölben wollte, statt des Kreuzgewölbes eine 
andere Form gefunden werden musste. Eine solche hat 
schon das noch ganz im normannischen Style, Wahrscheinlich 
in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts erbaute 
Kapitelhaus der Kathedrale zu YVorcester. Es ist ein 
äusserlich zehneckiges, im Inneren fast kreisrundes Gebäude 
von 58 Fuss im Durchmesser, an den YVänden mit runden 
Arcadeil und durehschneidenden Bögen verziert, in der Mitte 
mit einer starken Rundsäule, welche das Gewölbe trägt. 
Die Fenster sind im fünfzehnten Jahrhundert verändert, aber 
das Gewölbe scheint ursprünglich und ist sehr merkwürdig. 
Es ist nämlich ein kreisförmiges 'l'onnengewölbe, indem es 
von den VVänden kuppelförmig anhebt, dann aber durch 
ein anderes, von dem Mittelpfeiler eiltgegenkommeildes 
Gewölbe aufgenommen wird. Diese innere trichterförlnige 
YVÖlbung ist mm aber so angelegt, dass ihr Durchschnitt 
nicht eine Kreislinie, sondern zehn , mit scharfen Gräten 
aneinanderstossende Höhlungexi, gleichsam Kannelluren, 
zeigt. Die Gräten hören auf dem Scheitel des Gewölbes
	        
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