Pfeilerbildung.
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bildet, aber vorn durch ein Leistchen (fillet) verstärkt sind,
wodurch sie sich der fast ovalen Gestalt jener (liagoxialen
Säulen in Beverley einigermaassen nähern. Man bezweckte
dadurch, theils sie eleganter zu machen, theils das verticale
Element wenigstens an dieser Stelle zu betonen. lndeSSßll
schwankte man über die Art der Anwendung; zuweilen
nämlich ist das beistehen, wie dies im Kreuzschiffe desselben
Münsters zu Beverley und an den eben erwähnten Pfeilern
der Kathedrale von Lincoln vorkommt, an allen Säulen,
meistens aber nur an der einen Hälfte derselben, aber bald
an den in der Richtung der Axen, bald an den diagonal ge-
stellten angebracht, so dass man offenbar nicht daran dachte,
die Function dieser verschiedenen Schäfte oder ihr Verhältniss
zu den Archivolten auszudrücken, sondern nur eine Ab-
wechselung in die Monotonie ihrer VViederholung zu brin-
gen. Ausserdem kommen dann noch manche andere Pfei-
lerformen vor; in der um 1250 entstandenen Kirche St.
Saviour in London (Southwark) sind die diagonalen
Säulen durch flache Aushöhlungen ersetzt, welche die senk-
recht gestellten Säulen verbinden, in anderen Fällen zeigt
der Pfeiler, wie in der Templerkirche in London, bloss die
Gestalt von vier verschmolzenen Rundstänlmen.
Auch die Kapitäle unterscheiden sich von denen des
Continents. Sie haben durchweg Kelchforrn, aber nicht
die des korintlmischen Kapitäls, sondern eine niedrigere, mit
schlankem Halse und kecker Ausladung des oberen Theils.
Meistens ist der Hals nackt und die Ausladung (lurch meh-
rere tellerförmig vorspringende und als Rundstäbe prolilirte
Ringe gebildet. Wenn sie Blattwerk haben, so besteht
dies nicht , wie in den frühgothischen Bauten des Conti-
nents, aus kräftigen, knospenförmigen, in zwei Reihen
hinter einander gestellten und alternirenden Blättern, son-
dern aus dünnen, den Hals umgebenden Stengeln, von
18 m