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Der
frühenglische
Styl.
Darauf folgt ein zweites, die ganze Fläche bis zur Gewölb-
höhe des Mittelschiffes füllendes Stockwerk, das in der
Mitte drei schlanke Lancetfenster, an den Strebepfeilern
herrliche, in zwei Reihen gestellte Statuen, an den dazwi-
schen gelegenen Theilen hohe, mit Maasswerk verzierte
Blendareailen hat. Die Seitenschiffe sind oben wieder recht-
winkelig bekrönt, während das Mittelschiff mit einer reich-
belebten, freilich unvollendeten Giebelarchitektur schliesst,
und das einzige noch ausgeführte Stockwerk der Thürme
etwas verjüngt und ziemlich luftig gehalten, höher hinauf-
wäehst. Es ist in der That die schönste Facade in Eng-
land, aber sie steht dennoch den schöneren des Continents
nach. Auch hier ist das einzige Portal, obgleich etwas
schlanker und tiefer als sonst, weit entfernt von der Be-
deutsamkeit, die diesem Theile gebührt. Auch hier wird
seine Wirkung durch die hohen Lancetfenster über ihm
geschwächt. Auch hier fehlt die Rose und überhaupt das
concentrirende Element; die gewaltige Breite und die Zu-
sammenstelhmg von fünf Abtheilungen hindern auch hier
ein kräftiges Aufstreben. Der Einfluss der französischen
Kunst ist nicht wohl zu bezweifeln, aber die continentalen
Vorbilder sind sogleich in" charakteristisch brittischer Weise
umgestaltet. Alles ist hier wohlgeordnet, verständig, ge-
schmackvoll; der Architekt hat es erkannt, dass den hei-
mischen Werken der Ausdruck des Kräftigen fehle, und
sich bemüht, ihn zu erlangen. Aber die Lebensfrische, den
Hauch zeugender Begeisterung hat er seiner Conception
nicht zu geben vermocht; sie ist fast schon allzu regel-
mässig und systematisch, wir sind befriedigt, aber nicht
wie vor anderen Bauwerken erwärmt.
S0 weit die Charakteristik des Aeusseren dieser Kir-
chen. lm Inneren zeigt sich die Eigenthümlichkeit des
Styls in etwas günstigerer Weise. Die Details sind mit