Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Der 
frühenglische 
Styl. 
Lancetfenstenr steht. Da ein solches Portal die Breite des 
Mittelschiffes zwischen den Strebepfeilern nicht ausfüllt, so 
ist es häuiig wie an der Kathedrale von Salisbury und am 
Münster von Beverley von zwei blinden Bögen derselben 
Höhe begleitet, Wodurch es denn aber noch mehr an seiner 
Bedeutung verliert. Für den Bildschmuck, Welcher die 
Portale des Continents belebt, für die ernsten Statuen lmd 
den reichen Reliefinhalt des Bogenfeldes ist hier keine 
Stelle, und statt der kräftigen Gegensätze von Licht und 
Schatten, durch welche diese auf die mächtigen Hallen des 
Inneren vorbereiten, ist hier nur mit etwas schwächlicher 
Zierlichkeit Iiir das Bedürfniss des Eingangs gesorgt. 
Noch übler ist für die Wirkung der Fagade, dass ihr 
meistens die Thürme fehlen. Die Normannen hatten in ihrer 
Heimath schon frühe das richtige Princip für die Gliederung 
der Frontseite und für die Verbindung derselben mit den 
Westthürmen gefunden, sie statteten daher auch in Eng- 
land ihre Kathedralen mit solchen aus, wie dies noch an 
denen von Peterborough, Lincoln und Durham, ungeachtet 
späterer Vorbauten, erkennbar ist. Aber sie fügten sich 
auch hier, wie in anderen Beziehungen, den baulichen Ge- 
wohnheiten des Landes, bildeten daher die Kirchthürme 
nicht so schlank wie in der Normandie, sondern liessen 
sie wie die Citadellen der Burgen breit und schwer, mit 
imverjüngten, durch gedrängte Arcaden belasteten Stock- 
werken aufsteigen. Dadurch wurde die ganze Anlage 
reizlos und schwerfällig, der mittlere Raum zu sehr beengt 
und der Durchblick auf den von der Vierung des Kreuzes 
aufsteigenden 'l'hurnr, auf welchen das brittische Gefühl 
grossen Werth legte, verkümmert. Dies war denn wohl 
die Ursache, dass man schon unter der Herrschaft des 
normannischen Styls anfing, thurmlose Faqaden anzulegen, 
welche die Höhe der drei Schiffe beibehielteil, und oben
	        
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