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Der
frühenglische
Styl.
Lancetfenstenr steht. Da ein solches Portal die Breite des
Mittelschiffes zwischen den Strebepfeilern nicht ausfüllt, so
ist es häuiig wie an der Kathedrale von Salisbury und am
Münster von Beverley von zwei blinden Bögen derselben
Höhe begleitet, Wodurch es denn aber noch mehr an seiner
Bedeutung verliert. Für den Bildschmuck, Welcher die
Portale des Continents belebt, für die ernsten Statuen lmd
den reichen Reliefinhalt des Bogenfeldes ist hier keine
Stelle, und statt der kräftigen Gegensätze von Licht und
Schatten, durch welche diese auf die mächtigen Hallen des
Inneren vorbereiten, ist hier nur mit etwas schwächlicher
Zierlichkeit Iiir das Bedürfniss des Eingangs gesorgt.
Noch übler ist für die Wirkung der Fagade, dass ihr
meistens die Thürme fehlen. Die Normannen hatten in ihrer
Heimath schon frühe das richtige Princip für die Gliederung
der Frontseite und für die Verbindung derselben mit den
Westthürmen gefunden, sie statteten daher auch in Eng-
land ihre Kathedralen mit solchen aus, wie dies noch an
denen von Peterborough, Lincoln und Durham, ungeachtet
späterer Vorbauten, erkennbar ist. Aber sie fügten sich
auch hier, wie in anderen Beziehungen, den baulichen Ge-
wohnheiten des Landes, bildeten daher die Kirchthürme
nicht so schlank wie in der Normandie, sondern liessen
sie wie die Citadellen der Burgen breit und schwer, mit
imverjüngten, durch gedrängte Arcaden belasteten Stock-
werken aufsteigen. Dadurch wurde die ganze Anlage
reizlos und schwerfällig, der mittlere Raum zu sehr beengt
und der Durchblick auf den von der Vierung des Kreuzes
aufsteigenden 'l'hurnr, auf welchen das brittische Gefühl
grossen Werth legte, verkümmert. Dies war denn wohl
die Ursache, dass man schon unter der Herrschaft des
normannischen Styls anfing, thurmlose Faqaden anzulegen,
welche die Höhe der drei Schiffe beibehielteil, und oben