Portale.
267
chen bilden Ausnahmen, und keine der anderen Kathedralen
erreicht die Höhe von Salisbury; die von Wells undmeh-
rere andere spätere haben sogar nur eine Höhe von 67
Fuss. Aber nicht bloss das Maass, sondern auch die Be-
handlung der Formen giebt der verticalen Richtung hier
eine untergeordnete Bedeutung. Die Strebepfeiler sind
schwächer als auf dem Contiilent, vielfach aber nur mit
einfachen Schrägen abgestuft, ohne oder doch nur mit
wenig bedeutenden Fialen, steigen selten weit über das
Dach der Seitenschiffe hinaus; die Strebebögen, wenn sie
überhaupt vorkommen, sind unscheinbar tmd unverziert.
Das verticale Element ist daher nicht so mächtig, die Sei-
tenschitfe des langen Gebäudes sind nicht durch so viele
und kräftige Schatten gebrochen, als bei den contineiltalen
Bauten; die langen Reihen dicht gestellter Lancetbögen
geben das Gefühl steter Wiederholung und ermüdender
Ausdehnung.
An den Facaderl vermissen wir zunächst die kräftigen
und bedeutungsvollen Portale der continentalen Münster.
Sie sind hier niedrig, wenig vertieft, an ihren Gewänden
nur mit einigen dünnen Ilalbsäulen besetzt, zwar durch
einen Mittelpfeiler in zwei Oelfnungen getheilt, aber statt
des geraden Deckbalkens und des hohen, für grosses Bild-
Werk geeigneten Bogenfeldes durch zwei kleinere offene
Bögen bedeckt, so dass unter der mager protilirten Archi-
volte nur ein kleiner, von divergirenden Curven begränzter,
und durch eine Rose oder einen Vierpass genügend ge-
füllter Raum übrig bleibt. Diese Anordnung ist an sich
anmulhig und zierlich und als Eingang zu einem kleineren
Gebäude, etwa einem Kapitelsaale, ganz befriedigend. An
der Facade einer mächtigen Kirche aber erscheint sie klein-
lich und gedrückt, zumal wenn nach der in England herr-
schenden Sitte darüber eine Gruppe von sehr viel höheren